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Gefährdet Neat-Investition

Sonntag, 24. Januar 2016

Fürs Thurgauer Komitee «Nein zur 2. Gotthardröhre» trägt ein zweiter Tunnel nichts zur Verkehrssicherheit bei und werde teurer als behauptet. CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Im Frauenfelder Eisenwerk bezog das Komitee «Nein zur 2. Gotthardröhre» – dem neben linken Parteien und Umweltverbänden auch einige bürgerliche Politiker angehören – Stellung gegen einen zweiten Autobahntunnel am Gotthard. Die Federführung für die kantonale Kampagne hat der Verkehrsclub der Schweiz Sektion Thurgau (VCS) inne.

Stets teurer als geplant?

Grünen-Kantonsrat Toni Kappeler, Münchwilen, hat nachgerechnet, dass ein Sanieren mit Verladen auf die Bahn «schneller, besser und günstiger wäre». Denn bei einer Sanierung mit Hilfe des Auto- und LKW-Verlads auf die Bahn könnten die Arbeiten 2026 realisiert sein, während eine zweite Röhre frühestens 2035 fertig wäre. Auch sei fraglich, ob ein Tunnelbau nur 2 Milliarden kostete, denn zum einen würden Tunnels stets teurer als geplant, und zum anderen seien nicht die jährlichen Unterhaltskosten von bis zu 40 Millionen in der Rechnung enthalten. Ganz abgesehen vom Landverschleiss, der 52 Fussballfelder ausmache.

Für SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher, Frauenfeld, wäre es sinnvoller, das Geld dort einzusetzen, wo täglich 100 000 Autos und mehr verkehrten – und nicht nur 17 000 wie am Gotthard. Zum Vergleich: Täglich verkehren zwischen Wil und Rickenbach 21 000 Autos.

«Schlechteste Luft»

Für CVP-Kantonsrat Josef Gemperle, Fischingen, wären bei einem Ja an der Urne die bisher im Zuge der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) getätigten Investitionen von 24 Milliarden Franken gefährdet, denn dann entstünde «die kürzeste vierspurige Strassenverbindung zwischen Nord- und Südeuropa». Der Präsident der Jungen Grünen, Meo Sauter, Güttingen, verwies aufs gesundheitliche Risiko: «Die Tessiner atmen heute schon die schlechteste Luft der Schweiz ein.» EVP-Kantonsrätin Elisabeth Rickenbach, Thundorf, geht davon aus, dass Interessengruppen das Versprechen Leuthards, die Tunnels nur einspurig zu befahren, aushebeln werden. Der Gotthardtunnel könne günstig viel sicherer werden: durch die Einbauten einer versenkbaren Mittelleitplanke, eines Thermoportals, das überhitzte Fahrzeuge stoppt, sowie durch die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene.