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Furchtlos dem Ziel entgegen

Freitag, 30. Dezember 2011

SCHÖNENBERG. Dass Kinder nicht gerne stillsitzen, weiss man. Die drei Staub-Geschwister aus Schönenberg sind jedoch ein besonders quirliges Trio – und dabei sehr erfolgreich in einem Sport, bei dem Geschwindigkeit alles ist: BMX.

CHRISTOF LAMPART

BMX – das Kürzel steht für «Bicycle Moto Cross». Die in den Siebziger- und Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts von Amerika nach Europa überschwappende BMX-Welle machte auch vor Natascha Staub nicht halt. Die Mutter von Kyra (acht Jahre), Lea (neun) und Kevin (elf) wünschte sich als Kind so ein Velo. Da ihre Eltern ihr keines kaufen wollten, sparte sie während eines Jahres darauf hin, kaufte es sich selbst und begann mit dem Rennsport. «Als meine Eltern sahen, wie ernst es mir damit ist, unterstützten sie mich dann doch», erzählt Natascha Staub.

Training in Winterthur

Gut lachen haben auch ihre drei Kinder, denn diese erhalten nicht nur von ihren Eltern jeglichen Support, die drei Primarschüler sind auch überaus erfolgreich. Die Mädchen gegenwärtig etwas mehr als ihr grosser Bruder, was jedoch auch damit zusammenhängt, dass die Leistungsdichte bei den Knaben einfach wesentlich grösser ist.

Während sich Kevin für internationale Meisterschaften qualifizieren muss, genügt es bei den Mädchen, dass sie an einem Europameisterschaftslauf teilnehmen. «Wir wünschen uns, dass noch viele Kinder, vor allem Mädchen, BMX fahren. BMX ist echt cool und macht mega Spass!», meinen Kyra und Lea. Rund 180 BMX-Fahrer aus der Schweiz nehmen regelmässig an Rennen teil, wobei die Hochburgen in der Westschweiz anzutreffen sind. Kyra, Lea und Kevin trainieren zweimal in der Woche abends in Winterthur.

Doppelrolle des Vaters

Die Saison dauert von April bis September, wobei Mitte April das erste Trainingslager, Ende April bereits das erste Rennen ansteht. Starten tut das furchtlose Trio sowohl an den Deutschschweizer wie auch an den nationalen Meisterschaften. Da geht es dann bereits am Freitagabend mit dem Wohnwagen Richtung Austragungsort. «Anders geht es nicht, denn die ersten Läufe starten bereits am frühen Samstagvormittag», erklärt Vater Max, der Chauffeur und Mechaniker in einem ist.

Die Angst überwunden

Die drei Geschwister haben sich im letzten Jahr mehr als nur beachtlich geschlagen. Besonders Kyra ist auf ihre Startnummer stolz. Denn die 4 zeigt an, dass sie an den letzten Weltmeisterschaften in Dänemark nur knapp am Podest vorbeigeschrammt ist. «Ich bin einfach drauflosgefahren», berichtet sie strahlend. Doch was so einfach klingt, war es beileibe nicht. Denn gestartet wurde von einer furchterregend steilen Rampe, die vor allem die Jüngeren einige Überwindung kostete. «Beim ersten Training standen wir nur oben und wollten wieder runter, ohne zu fahren», erinnert sich auch Schwester Lea, die in ihrem Jahrgang den Halbfinal erreichte, dort aber «den Start verschlief». Dass es der jüngeren Schwester beim Rennen nachher dennoch so gut lief, überraschte auch die Eltern. «Da hat man schon gesehen, dass das eine Weltmeisterschaft ist. Das Niveau war unglaublich hoch und die Strecke extrem schwierig, doch Kyra hatte einen sehr guten Tag erwischt und hat dann einfach Gas gegeben; sie ist eben eine kleine Wildsau», schwärmt Natascha Staub.

Dass die Jüngste nur knapp eine Medaille verpasst hat, stört die Mutter überhaupt nicht. «Dass sie in den Endlauf kam, war schon grossartig. Und wir wollen unsere Kinder sowieso zu nichts zwingen. Sie sollen so lange fahren, wie sie Spass an der Sache haben.»