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Fünfer und Weggli liegen griffbereit

Donnerstag, 24. August 2017

ROMANSHORN ⋅ Es gab sie, die Skeptiker. Doch die Befürworter des Hafenparzellen-Deals für das Hotelprojekt von Hermann Hess waren am Informationsabend in der Mehrheit. Der Investor will, dass das Schweizer Seeufer aufholt.

Christof Lampart

Klar: Ein Informationsanlass ist kein Urnengang. Doch sollte es keine grosse schweigende Mehrheit geben, die am Montagabend nicht in der gut besuchten Aula der Kantonsschule weilte, so scheinen die Würfel bereits vor dem Urnengang am 24. September gefallen und der Verkauf des Teilstücks der Romanshorner Hafenpromenade schon so gut wie beschlossen zu sein.

Hotel soll sicher drei- bis vierstöckig werden

Gewiss: Es gab zaghafte Versuche, den von der Stadt befürworteten Verkauf der Parzelle als nachteilig für Gemeinde und Gesellschaft zu brandmarken. So entlockte ein junger Mann Hess die Aussage, dass das Gebäude «sicher drei bis vier Stockwerke» hoch werden würde. Und eine Frau wollte das jetzige Verfahren umkehren: «Es wäre besser, wenn wir zuerst über das Hotelprojekt abstimmen könnten und uns erst dann entscheiden müssten, ob wir das Land verkaufen wollen.» Doch diesen Ängsten nahm der selbst ernannte Oberthurgauer «Patriot» («Meine Familie lebt seit 600 Jahren in Amriswil»), den Wind aus den Segeln: Sie erhalten bei einem Ja an der Urne praktisch «de Füfer und s’Weggli» zugleich.

Hohe Hürden und Rückversicherungen

Denn sowohl Hermann Hess als auch der Romanshorner Stadtpräsident David H. Bon bekräftigten, dass, erstens, Hess das gesamte Planungsrisiko von rund einer halben Million Franken trage; und, zweitens, die Gemeinde das Land zum gleichen Kaufpreis von 2,047 Mio. Franken zurückkaufen könne, falls der Bau doch nicht realisiert werden würde. Und, drittens, die Romanshorner zuerst zu einem Gestaltungsplan Ja oder Nein sagen können, bevor auch nur eine Wand hochgezogen würde. Was ein Nein zum Gestaltungsplan bedeutete, machte Hess deutlich: «Dann bauen wir nicht, und Romanshorn könnte das Land zurückkaufen und etwas anderes planen.»

Doch Hess wollte sich lieber mit positiven Visionen beschäftigen. Sein Ziel sei es, die Schweizer Bodenseeseite so zu entwickeln, dass sie nicht nur für Tagesausflügler, sondern auch für echte Touristen attraktiv sei. Also für Menschen, die gerne einige Tage an einem Ort verweilen, um auszuspannen. Doch dafür brauche es Hotels an attraktiver Lage – und der Romanshorner Hafen sei zweifelsohne eine solche Adresse. Auch könnten durch die Hafenlage des Hotels Synergien mit der florierenden Schweizerischen Bodensee Schifffahrt AG genutzt werden. «Das deutsche Bodenseeufer ist uns touristisch einiges voraus. Wenn wir etwas aufholen könnten, so wäre das wünschenswert», so Hess.

Klauseln verunmöglichen Tricksereien komplett

Zudem benötige die Wirtschaft oft grössere Kapazitäten, um Geschäftspartner unterzubringen zu können. «Wenn Stadler Rail eine hundertköpfige Delegation aus Weissrussland zu Besuch hat, so kann das Unternehmen diese im Thurgau kaum an einem Ort unterbringen. Denn das grösste Hotel hier ist das «Bad Horn» – und das hat 67 Zimmer», so Hess. Eine Besucherin gab zu bedenken, dass der Krebskongress einzig deshalb von St. Gallen nach Wien umgezogen sei, weil es in der Region St.Gallen/Thurgau an Hotels mangelte.

Die Stimmung war nach gut zwanzig Voten ganz deutlich: Es sagten nicht alle Ja zu den Verkaufsplänen, doch gut eine Dreiviertelmehrheit sprach sich dafür aus, es zumindest zu versuchen. Dies auch im Bewusstsein, dass man bei einem absehbaren Scheitern immer noch früh genug die Notbremse ziehen könnte. Denn die Gefahr, dass geltende Einschränkungen durch halbseidene Tricksereien umgangen würden, ist durch im Kaufvertrag festgehaltene Klauseln, Rechte und Servitute ausgeschlossen.