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Eiseskälte: Gut für die Förster, schlecht für die Pfarrer

Samstag, 11. Februar 2012

Alle stöhnen zurzeit über die vorherrschenden Minusgrade im zweistelligen Bereich. Und doch gibt es Berufe, die im Freien ausgeübt werden und dabei von der sibirischen Kälte profitieren.

CHRISTOF LAMPART

Darunter sind sicherlich auch die Forstwarte. Wie der Fischinger Revierförster, Christoph Ammann, erklärt, ist das Wetter „zwar ein bisschen kalt, aber dennoch ideal für uns“. Was er damit meint, ist die Tatsache, dass der momentan pickelhart gefrorene Boden es den Forstwarten erlaubt, auch an jenen Orten Holz zu schlagen und ab zu transportieren, wo die Wege und Wiesen bei normalen Temperaturen ansonsten leicht in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. „Uns ist dieses Wetter viel lieber als wenn der Boden so weich ist. Als vor Weihnachten so warmes und feuchtes Wetter herrschte, sind wir immer sehr schnell durchnässt gewesen. Das ist jetzt ganz anders“, so Ammann. Natürlich setzt auch die Kälte den hart Arbeitenden Forstwarten zu, aber „dann ziehen wir uns halt noch ein T-Shirt“ mehr an und legen halt, wenn nötig, aus Ermüdungs- und Sicherheitsgründen eine Pause mehr ein als sonst“, weiss Ammann zu berichten.

Mehr Pausen einlegen

Nicht gerade sehr angenehm ist gegenwärtig auch die Arbeit der acht Chauffeure und 16 Mitarbeiter des Sammeldienstes, welche auch zur Winterzeit täglich für den Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) unterwegs sind, müssen die in Dreierteams Eingeteilten doch ihre fixen Routen absolvieren.  Zwar sind alle Mitarbeiter des Sammeldienstes, wie der kaufmännische Leiter und Mitglied der ZAB-Geschäftsleitung, Leo Näf, erklärt „von uns mit der passenden Kleidung für den Sommer und den Winter ausgestattet“, aber bei der vorherrschenden Eiseskälte gehe er davon aus, dass „da alle wahrscheinlich noch mehr drunter anziehen als gewöhnlich“.  Auch sei davon auszugehen, dass die Leute am Nachmittag „mal eine Pause mehr einlegen als gewöhnlich“. Dafür bringt Näf jedes Verständnis auf, denn „die Belader verbringen rund neun Stunden täglich auf dem Wagen; das ist bei diesen Temperaturen wirklich hart“. Doch mit dem Füllen des „Güselwagens“ ist es oft nicht getan, denn zurzeit kommt es öfters vor, dass das Sammelpersonal mehrmals auf seiner Route Schneeketten auf- und abmontieren muss – was bei diesen Temperaturen sicherlich auch kein „Schoggijob“, ist, für Näf jedoch unvermeidlich, denn „bei den glatten Strassen bestünde ansonsten die Gefahr, dass der Wagen bergab kippen würde; und so etwas können und wollen wir nicht riskieren.“

Schneller beerdigen

Eine warme Kleidung ist auch für Pfarrer Peter Suffel von der Katholischen Kirchgemeinde Wil gegenwärtig „selbstverständlich“, wenn er draussen Dienste wie zum Beispiel eine Abdankung vollziehen muss. Er sei es sich zwar gewohnt, bei Regen und Wind Leute zu beerdigen, aber die momentane Eiseskälte sei auch für ihn und seine Kollegen eine Herausforderung. „Ich hatte letzten Montag eine Beerdigung. Da habe ich dann, angesichts der tiefen Temperaturen, mit den Angehörigen des Verstorbenen das Gespräch gesucht. Wie es sich zeigte, hatten sie auch nichts dagegen, dass wir am Grab ein bisschen weniger lang verweilten; dafür haben wir uns  dann in der Kapelle ein bisschen länger aufgehalten und der verstorbenen Person gedacht“, so Suffel.  

Routinierter Pöstler

Freitagvormittag. In Bronschhofen schleppt sich ein grosser Möbellastwagen zentimeterweise den Stutz beim „Panetarium“ hoch und hinter dem „Brummi“ stauen sich die Autos. Wenige Meter weiter kommt Albert Mettler hingegen zügig vorwärts, als er gerade auf den Parkplatz zum „Pam“ einbiegt.  Mit seinem wintertauglichen Töff fährt er unbeirrt die Post in Wil und Bronschhofen aus. „Ich mache das schon seit 30 Jahren und habe in dieser Zeit schon viel schwierigere Strassenverhältnisse vorgefunden“, outet er sich als gelassener Routinier.  Klar könne seine Route bei prekären Verhältnissen schon einmal eine halbe bis dreiviertel Stunde länger dauern als im Sommer, aber „das weiss man, und dann richtet man sich halt darauf ein.“ Und die anhaltende Minusgrad-Periode? „Wer sich warm anzieht, friert auch bei solchen Temperaturen nicht. Also mir gefällt es momentan sogar sehr gut“, spricht Mettler, steigt aufs Töffli und braust davon.  

„Zeit, dass der Frühling kommt“

Die „letzten zwei bis drei Tage frei“ hatten die vier Mitarbeiter von „Gerüstbau Frischknecht“ in Niederuzwil, wie Geschäftsinhaber Marcel Frischknecht auf Anfrage erklärte. “Wir sind ja meistens dort tätig, wo auch die Bauunternehmen arbeiten. Und wenn diese nicht arbeiten, wie das jetzt gerade der Fall ist, legen wir auch eine mehrtägige Pause ein und nutzen diese, um Überstunden abzubauen.“ Zwar habe man jetzt nun gerade noch eine Gerüstarbeit im Inneren eines Hauses fertig machen können, aber ansonsten ist jetzt gerade „nichts los“, so Frischknecht. Ginge es nach ihm, so könnte die Kälte morgen schon wieder vorbei sein: „Es wird langsam Zeit, dass der Frühling kommt“, wünscht sich Marcel Frischknecht. l