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Eine unglaublich dichte Atmosphäre

Dienstag, 2. Oktober 2012

Im Mittelpunkt des sonntäglichen Auftritts des Thurgauer Kammerorchesters in der Kartause Ittingen stand unzweifelhaft Fabian Müllers „Alpstein-Concerto“ für Hackbrett und Streichorchester mit dem Solisten Töbi Tobler. Es war ein Auftritt, der Tiefsinn und Unterhaltung in einem bot.

WARTH. Töbi Tobler ist ein echtes Original und ein Könner vor dem Herrn. Und der Hackbrett-Virtuose zeigte am Sonntag vor knapp 200 Personen in der Remise der Kartause Ittingen, warum der Zürcher Fabian Müller – immerhin einer der renommiertesten zeitgenössischen Komponisten der Schweiz – gerade ihn für das gut 23 Minuten lange «Alpstein-Concerto» ausgesucht hatte.

Fabian Müller, welcher übrigens dem Konzert beiwohnte, hat Tobler das Stück sozusagen auf den Leib geschneidert. Wobei das «geschneidert» in diesem Fall nicht mit «in ein Korsett gezwängt», sondern vielmehr mit «grosse Freiheit lassend» zu übersetzen ist.

Ein starkes Hörerlebnis

Und tatsächlich fand Töbi Tobler unter der umsichtigen Leitung des Dirigenten Claude Villaret immer wieder ausreichend Gelegenheit, um vom ersten Moment an allerlei Improvisationen in die überaus authentische, atmosphärisch sehr dichte, zuweilen fast hypnotische Musik einzubringen.

Wie sich sein Hackbrettspiel und der samtene Klang der Streicher wie selbstverständlich zu einem homogenen Klangteppich verwoben, war schon ein starkes Hörerlebnis.

Transparente Klangsprache

Das ausschliesslich aus Streichern bestehende Thurgauer Kammerorchester bestach durch seine frische Vortragsweise, welche «soundmässig» nicht mit der ganz grossen Kelle anrührte, sondern vielmehr höchst differenziert agierte und somit zu einer transparenten Klangsprache fand. Dies war zweifelsohne Claude Villarets Verdienst, welcher behutsam und inspiriert zugleich leitete und somit dem Publikum ein wunderschönes Konzerterlebnis schenkte.

Doch das Thurgauer Kammerorchester glänzte nicht nur als Begleiter von Unbekanntem, sondern auch als «Auffrischer», als es darum ging, so Bekanntes wie Brahms «Ungarische Tänze», Schostakowitsch' Walzer und Polkas oder Griegs Suite «Aus Holbergs Zeit» zu interpretieren.

Nimmersattes Publikum

Das begeisterte Auditorium entpuppte sich ungeachtet der reinen Konzertlänge von 90 Minuten als musikalische «Nimmersatts» und forderte erfolgreich nicht weniger als drei Zugaben von Tobler und Kammerorchester ein.