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Eine Nacht zum Gedenken

Dienstag, 10. April 2012

Hundert Gläubige wachten und beteten in der Osternacht in der Stadtkirche St. Nikolaus. An der Osternachtfeier gedachten sie der Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

CHRISTOF LAMPART

Die Osternacht ist der Höhepunkt der drei österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn. Dieses «Österliche Triduum» beginnt am Gründonnerstag mit der Messe vom Letzten Abendmahl, setzt sich fort in der Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag, im stillen Gebet der ganzen Kirche am Karsamstag und findet ihren Höhepunkt in der Feier der Osternacht. In ihr erwartet die Kirche in nächtlicher Wache die Auferstehung Christi und feiert diese mit den Sakramenten der Eingliederung in den Leib Christi: Taufe, Firmung und Eucharistie.

Dynamische Interpretation

An der Osternachtfeier, welche von Hunderten in der Wiler Stadtkirche St. Nikolaus begangen wurde, erklang auch ein feierlicher Lob- und Bittgesang, welcher vom Cäcilienchor zu St. Nikolaus unter der musikalischen Leitung von Kurt Pius Koller gesungen wurde. Dabei wurde das Vokalensemble von einem Ad-hoc-Orchester und der Orgel begleitet; die Gesangssolisten rekrutierten sich aus dem Chor. Vorgetragen wurde das «Te Deum in D-Dur» des französischen Barockkomponisten Marc-Antoine Charpentier (1643 bis 1704). Jenes Werk also, dem Charpentier auch heute noch eine gewisse Popularität verdankt, ist doch das Hauptthema des «Te Deum»-Präludiums seit 1954 als Eurovisions-Melodie bekannt.

Kurt Pius Koller verstand es, ein Tempo vorzugeben, das für Orchester und Vokalisten eine Herausforderung, jedoch keine Überforderung darstellte, und die Dynamik des «lichtdurchfluteten» Werks bestens transportierte. Das Ensemble musizierte so, dass man in den stürmischen Fanfaren sozusagen «zeitgleich» die Posaunen des Jüngsten Gerichts als auch den überirdischen Glanz Gottes zu hören glaubte.

Ewiges Leben

Diese «strahlende», wirkungsvolle und durchaus imperiale Musik – Charpentier war nicht umsonst Komponist am Hofe Ludwig des Vierzehnten, des Sonnenkönigs – gab der Osternacht ein wunderbares Gepräge. Von der Dunkelheit über das Entfachen des Osterfeuers, dem gegenseitigen Anzünden der Kerzen (und der damit erfolgten Erneuerung des eigenen Taufversprechens) bis hin zum vollen hellen Lichterglanz in der Kirche, welcher den Gläubigen die Auferstehung des Herrn symbolisierte, schien diese Musik wahrlich himmlischen Wesens zu sein. Auch Stadtpfarrer Roman Giger spürte wohl diese Kraft, welche von der Musik ausging, als er seine Predigt mit den Worten schloss: «Christus ist unser Licht, an dem wir uns orientieren können. Er ist ein Licht der Hoffnung, das uns vom Leben zum Tod und vom Tod zum ewigen Leben geleitet.»