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Eine Kämpferin für die gerechte Sache

Dienstag, 29. November 2011

Hildegard Fässler gehört zu den profiliertesten Schweizer Politikerinnen. Die Mathematikerin mit dem Faible für politische und sportliche Marathonläufe verbindet man mit dem Kanton St. Gallen. Dabei ist die Kämpferin in Steckborn zur Schule gegangen, was dazu führte, dass sie am Samstagabend zum „Heimspiel“ im Turmhof gastierte.

CHRISTOF LAMPART

Befragt vom Kulturpublizisten Alex Bänninger und beäugt von vielen Weggefährten konnte „die starke linke Politikerin, mit dem Herz auf dem rechten Fleck“ (Bänninger) einmal zeigen, was fernab der Politszene in ihr steckt. Und doch kam das  das Gespräch immer wieder auf die Politik zurück.

„Man kann doch nur dort sein“

Schon im Lehrerseminar habe sie sich Gedanken darüber gemacht, wie man die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt beseitigen könne. Sie habe nie einen Posten angestrebt, sondern wollte einfach sich für etwas einsetzen. Und auf die Frage, warum das gerade in  der SP sei, antwortete sie mit einer Gegenfrage: „Warum denn nicht? Man kann doch eigentlich nur dort sein.“ Das Thema Waldsterben lag ihr schon immer am Herzen, genauso wie die soziale Frage. „Es gibt viele Menschen, denen es nicht so gut geht. Wir geben diesen Menschen eine Stimme“, so Fässler.

Lieber etwas „richtig“ machen

Dass sie 1997 in den Nationalrat nachrückte, sei Zufall gewesen. „Ich hatte ja in der Vergangenheit für die verschiedensten Ämter kandidiert  und bin nie gewählt worden. Da hatte ich auf einmal das Glück, dass meine Vorgängerin im Nationalrat, Kathrin Hilber, in die Regierung des Kantons St Gallen gewählt wurde.“  Dass sie „die Chance packte“ und dafür den geliebten Beruf als Mathematikerin an den Nagel hängte, sei für sie „normal“ gewesen. „Ich mache lieber eine Sache richtig als zwei Sachen halb“, so die Linke, welche Eigenschaften wie Humor und Ehrlichkeit schätzt, die Französische Revolution als grösste politische Tat in der Geschichte erachtet und sich auch bei der Frage nach dem persönlichen Glück pragmatisch-realistisch antwortet: „Wenn es so für mich weiter geht wie bis anhin, dann bin ich zufrieden.“

Ehrlich währt am längsten

Natürlich sei sie ehrgeizig, aber das „Ellenböglen“ oder Opportunismus seien nie ihre Sache gewesen. „Wer opportunistisch handelt, hat vielleicht eine gewisse Zeit lang Erfolg damit, aber immer lässt sich das unmöglich durchhalten“, zeigte sich Fässler davon überzeugt, dass Ehrlichkeit und Geradlinigkeit am längsten währen. Schliesslich räumte Fässler noch mit der Mär von der Politikerin auf, die über alles Bescheid wisse. „Das ist unmöglich. Ich muss als Nationalrätin in zwei, drei Dossiers sattelfest sein. Beim Rest informiere ich mich über Fraktionskollegen, von denen ich weiss, dass sie bei dem Geschäft draus kommen und dass sie auf meiner politischen Linien liegen.“