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Eine Firma zeigt Stärke in der Krise

Donnerstag, 14. Juli 2016

Die Firma Ejot in Dozwil feierte kürzlich das 20-Jahr-Jubiläum. Die Aufhebung des Mindestkurses im letzten Jahr traf das Unternehmen hart. Doch weil alle zusammenstanden, konnte die schwierige Situation rasch gemeistert werden. CHRISTOF LAMPART

 

DOZWIL. Hans Werner Kocherscheidt fand zur sonntäglichen Mittagsstunde nur lobende Worte für die Mitarbeiter. Der Unternehmer mit Jahrgang 1928 hatte 1960 die damalige Nagelfabrik Ejjot von seinem Onkel und Firmengründer Adolf Böhl übernommen und sie zu einer mittelständischen deutschen Unternehmensgruppe gemacht.

Vorbildliche Arbeitsmoral

Man sei zwar im Jahr 1996 vor allem deshalb in den «sicheren Hafen» Schweiz eingelaufen, weil man die ewigen Kämpfe mit den deutschen Ämtern und Behörden satthatte. Doch die Übernahme der Aktienmehrheit an der damals zur Lista-Gruppe gehörenden Kunststoffpresswerk AG habe sich – nach einigen Irrungen und Wirrungen in den ersten Jahren – zum finanziellen Glücksfall für das ganze Unternehmen entpuppt. Auch sei die Arbeitsmoral und die Flexibilität des Personals «vorbildlich».

Ähnlich äusserte sich auch Ejot-Verwaltungsratspräsident Frank Dratschmidt. Er verwies auf das vorbildliche Verhalten der Mitarbeiter nach dem Frankenschock im Januar 2015: «Das Wort, wonach im Menschen die Kraft eines jeden Unternehmens liegt, hat sich hier auf eindrückliche Art und Weise bewiesen.»

Mehrarbeit und Lohnverzicht

Zum einen seien die Dozwiler über das normale Mass hinaus bereit, zu arbeiten, um die Nachfrage der Kunden zu bedienen. Und zum anderen hätten sich alle nach dem Frankenschock zur Mehrarbeit und einem gleichzeitigen Lohnverzicht bereit erklärt, um den Standort zu stützen. «Das sind Werte, die man sich als Unternehmen nicht kaufen kann», sagte Dratschmidt.

Ähnlich tönte es vom Geschäftsführer der Ejot Schweiz, Thorsten Lauber: «Alle zusammen hier haben mit unheimlicher Schnelligkeit und Flexibilität dazu beigetragen, dass wir die schwierige Situation hier rasch meistern konnten.»

Industriestandbein stärken

Ejot-Chef Christian Kocherscheidt vergass nicht darauf hinzuweisen, dass die gegenwärtige Lage zwar stabil, die Probleme jedoch noch nicht ausgestanden seien. «Wir müssen daran arbeiten, ein noch kräftigeres Industriestandbein aufzustellen.»

Dabei habe man den Bereich Lenksäulentechnik und die Entwicklung einer eigenen Kunststoffstrategie ins Auge gefasst. «Wir sind heute eine Marke, die man weltweit kennt und achtet – und doch werden die nächsten fünf Jahre bis zum 25-Jahr-Jubiläum hier sehr interessant werden.»

Fokussierung nötig

Kocherscheidts Vater Hans Werner zeigte sich davon überzeugt, dass das Werk in Dozwil vor allem dann eine rosige Zukunft haben wird, wenn die Schweizer sich zukünftig vermehrt mit der Herstellung von technischen Teilen beschäftigten. «Hier können die Schweizer mit ihrem hohen Bildungsniveau und hohem handwerklichem Können sich am besten einbringen.»

Wohin dann die Dübelproduktion gehen könnte, welche bis jetzt in Dozwil stattfindet, stellte Vater Kocherscheidt auch schon in Aussicht: «Unsere Freunde in Polen wollen das von hier weg holen», plauderte er aus dem Nähkästchen.