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Ein melancholischer Abend

Montag, 24. Dezember 2012

Die Welt ging am 21. Dezember nicht unter. Es gab aber Menschen, die darauf eingestimmt waren. Denn im Eisenwerk besang David Lang den Weltuntergang.

CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Eines war offensichtlich: Keiner der über 100 Konzertbesucherinnen und -besucher befürchtete, dass dieser Abend ihr letzter sein könnte. Und selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, so hätten sie wohl kaum einen besseren Ort finden können, um einen schönen Abend zu verbringen. Denn der Liedermacher David Lang versprach am Freitagabend, das Seinige dazu beitragen zu wollen, dass ein etwaiges Ende wenigstens erträglich werden würde. Es war denn auch niemand auszumachen, der ein «Das Ende ist nah!»-Banner in die Höhe hielt oder die Besucher beim Betreten des Eisenwerks aufforderte, noch schnell ihre Sünden zu bereuen.

Waterloo oder Weltuntergang?

Lang wäre nämlich ein Kandidat gewesen. Zwar hielt er mit dem eigenen Sündenregister während des eineinhalb Stunden dauernden Konzertes hinter dem Berg. Doch in seinen vorwiegend auf Italienisch, Französisch und Englisch gesungenen Liedern war der Hang zu melancholisch-depressiven Melodien unverkennbar. Dadurch drängte sich der Eindruck auf, dass hier ein Mann am Werk war, der, wenn nicht gerade seinen persönlichen Weltuntergang, so doch zumindest sein privates Waterloo erlebte. Dem Publikum gefiel, was es hörte, sparte es doch zwischen den zwölf Chansons nicht mit Applaus.

«Es war schön mit euch»

Der Beifall steigerte sich noch, als Lang drei kleine Dialektlieder präsentierte, die sich tatsächlich mit dem Weltuntergang beschäftigten. Doch egal, ob Lang das Problem aus der Perspektive eines maya'schen Kalendermachers oder aus der Sicht des modernen Menschen betrachtete, die Konklusion war dieselbe: ein Weltuntergang ist nicht die Lösung. Der Weltuntergang trat ja bekanntlich nicht ein. Für Lang hatte sich der Abend auch so gelohnt: «Es war schön mit euch.»