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Ein grosses Lob an die Freiwilligenarbeit

Freitag, 2. September 2011

In einem bis auf den letzten Platz gefüllten „Thurgauerhof“ beging die Pro Senectute Thurgau am Dienstagabend ihren diesjährigen Freiwilligenanlass. Besonders geehrt wurde dabei Verena Schedler aus Warth-Weiningen – hielt sich doch der Pro Senectute während 40 Jahren als Ortsgruppenleiterin die Treue.

CHRISTOF LAMPART

„Gäbe es eine Ehrenmitgliedschaft bei den Freiwilligen, dann müssten Sie diese bekommen“,  erklärte Pro Senectute-Geschäftsführerin Ursula Dünner an die Adresse von Verena Schedler gewandt. Ein weiteres Pro Juventute-Jubiläum in eigener Sache wird Schedler jedoch nicht mehr erleben, tritt sie doch Ende 2011 in den Pro Senectute-Ruhestand.

Schläpfer: „Sie heben sich ab“

Der thurgauische Regierungsrats-Präsident und Volkswirtschaftsminister Kaspar Schläpfer erklärte, dass, wenn man die gesamte Freiwilligenarbeit in der Schweiz zu einem Stundenlohn von 30 Franken löhnen müsste, Kosten von rund 20 Milliarden Franken entstünden. Alleine im Thurgau mache dies 700 Millionen Franken aus – also fast die Hälfte des kantonalen Budgets. „Nur dank dem Umstand, dass viele Arbeiten freiwillig erbracht werden, geht es uns so gut; Freiwilligenarbeit ist von staatstragender Bedeutung und somit unverzichtbar“, so Schläpfer. Dennoch laufe die Freiwilligenarbeit in Gefahr, in einer Zeit, in der viele primär mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel verdienen wollten, unter die Räder zu kommen. Doch auch Freiwillige bekämen ihren Lohn – in Form von öffentlicher Anerkennung. „Sie heben sich von jenen ab, die sich aus der Verantwortung für die Gesellschaft verabschiedet haben“, so Schläpfer.

Freiwillige ermöglichen vieles

Rund 850 Personen leisten unter dem Dach der thurgauischen Pro Senectute gegenwärtig Arbeit im Dienste der älteren Menschen. Diese Zahl beinhaltet sowohl die Angestellten als auch die Freiwilligen, welche oft gratis, mal gegen ein kleines Entgelt ihre Dienste anbieten. An diese wandte sich auch Toni Frisch, Stiftungsrats-Präsident von Pro Senectute Schweiz. Er dankte den Freiwilligen für ihr soziales Engagement und wies zugleich auf deren Wichtigkeit hin: „Ohne Euch müssten viele Institutionen wohl schliessen und vor allem könnten dann viele ältere Menschen nicht mehr so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben.“

Überdurchschnittlich oft depressiv?

Der Basler Soziologie-Professor und Gastreferent Ueli Mäder wies darauf hin, dass drei Viertel aller in der Schweiz lebenden Menschen auf die eine oder andere Art Freiwilligenarbeit leisteten. „Ohne sie würde die Schweiz vielleicht auch funktionieren, aber dann ganz sicher ganz anders.“ Dennoch täten Freiwillige auch gut daran, wenn sie bisweilen auf ihre eigenen Bedürfnisse schauten. Denn die Freiwilligen seien, neben den Managern und den „working poor“, die dritte grosse Gruppe, welche in der Schweiz überdurchschnittlich oft an Depressionen leide, so Mäder.