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Die Sprache ist der Schlüssel

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Die FDP Romanshorn lud zur Gesprächsrunde über die Flüchtlingsproblematik ein. Die Diskussion zeigte, dass es viele Fragen, jedoch keine Patentlösungen gibt. CHRISTOF LAMPART

ROMANSHORN. Die vielen Flüchtlinge lassen niemanden kalt, und jeder hat eine Meinung dazu. Diese Ausgangslage trug, zusammen mit zwei kurzen Eingangsvoten von Markus Villiger (Schulleiter Sekundarschule) und Frieda Bürge (Sozialamt Romanshorn), massgeblich dazu bei, dass FDP-Ortspartei-Präsident Arno Germann am Samstagmorgen im Hotel Bahnhof ein leichtes Spiel als Moderator hatte. Das Gespräch unter den 17 Besuchern des Anlasses kam problemlos in Gang. Kaum waren die ersten Voten getätigt, verselbständigte sich die Diskussion.

Halbes Jahr im Durchgangsheim

Laut Frieda Bürge kommen in Romanshorn viele Asylbewerber und Flüchtlinge aus «Sri Lanka, Somalia, Eritrea, vereinzelt auch von der Elfenbeinküste». Die Flüchtlinge bekommt Romanshorn, wie alle Thurgauer Gemeinden, von der Peregrina-Stiftung, welche seit 1986 die Durchgangsheime für Asylsuchende im Kanton Thurgau führt, zugewiesen. Zuvor halten sich die Asylsuchenden in der Regel während eines halben Jahres in einem kantonalen Durchgangsheim auf, wo sie mit den schweizerischen Begebenheiten vertraut gemacht werden und erste Sprachkenntnisse vermittelt bekommen.

Seit 2010 ist die Peregrina-Stiftung – welche vom Kanton Thurgau und den beiden Landeskirchen getragen wird – auch zuständig für die Begleitung von vorläufig aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen während der ersten Jahre ihres Schweiz-Aufenthaltes.

Finanziell unabhängig sein

Schon bald drehte sich vieles um die Frage: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich Flüchtlinge gut in unserer Gesellschaft integrieren können? Ein Mann äusserte sich, dass, sollte Integration gelingen, es überaus wichtig sei, dass jemand arbeiten und somit finanziell unabhängig sein könne. Andere betonten, dass dem Erlernen der Landessprache fundamentale Bedeutung zukomme. Denn wer im Thurgau kein Deutsch spreche, sei praktisch vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Dieses «Ausgeschlossensein» begünstige wiederum die Entstehung von unerwünschten Parallelgesellschaften. Es gebe, so der allgemeine Tenor, mittlerweile in grösseren Städten schon ganze Strassenzüge und Quartiere, in denen praktisch nur die Sprache der Migranten gesprochen werde. Diesem Trend gelte es offensiv entgegenzutreten.

Eine Erfolgsgeschichte

Diese Integrationsprobleme scheinen jedoch vor allem Erwachsene zu haben. Kinder und Jugendliche, so erklärte Schulleiter Markus Villiger, hätten in der Regel «viel weniger Schwierigkeiten», sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Villiger erwähnte einen eritreischen Teenager, der, zwei Jahre nach seiner Ankunft, nicht nur in der Schule, sondern auch vor Behördenmitgliedern souverän einen Vortrag auf Deutsch über seine Heimat hielt. Der Schulleiter erachtet dies als «eine tolle Erfolgsgeschichte», denn man müsse sich vor Augen halten, dass «die Kinder nicht freiwillig hierher kommen und zudem aus einer ganz anderen Kultur mit einer ganz anderen Schrift und Sprache stammen».