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Die Messzelle wird immer in Sirnach bleiben

Sonntag, 4. September 2011

Die STS Sensor Technik Sirnach AG stellt hoch präzise, kompakte Drucksensoren und Datalogger für Druck-, Temperatur- und Durchflussmessungen her. Und besetzt somit erfolgreich eine Nische in einem boomenden Geschäftsfeld.

CHRISTOF LAMPART

Das Herzstück des „STS“-Geschäfts sind Messzellen, welche am Firmensitz in Sirnach entwickelt, produziert und von der eigenen Forschungsabteilung ständig verbessert werden. Wobei Letzteres in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kunden erfolgt, denn „wir bearbeiten nicht einfach ein Gebiet, sondern bieten vielmehr Lösungen für kundenspezifische Applikationen an“, so CEO L. G. Séchy im Gespräch.

Fürsorglicher Thurgau

Dass die Geschäfte seit nunmehr fast einem Vierteljahrhundert von Sirnach aus abgewickelt werden, ist, salopp gesagt, gewissermassen eine Laune des Zufalls und, genau genommen, der Hartnäckigkeit des Kantons Thurgau zu verdanken. Denn ursprünglich hatten die vier Techniker Jens Bomholt, Michele von Ritter, Alfred Schneider und Hans-Peter Müller, zu denen sich als Fünfter der Jurist L.G. Séchy gesellte, auch Angebote aus den Kantonen Neuenburg und Solothurn vorliegen. Dass die Aktiengesellschaft auf dem Gebiet der piezoresistiven Druckmesstechnik dann doch im Hinterthurgau gegründet wurde, hatte, so Séchy, „auch damit zu tun, dass sich im Thurgau alle um uns gekümmert haben: die Wirtschaftförderung, die Kantonalbank und auch die Steuerverwaltung“.

„AfU“ -  ein guter Kunde

Obwohl rund 80 Prozent der Erzeugnisse in den Export – und da vor allem in den EU-Raum und in die USA – gehen, operiert „STS“  auch mit Erfolg auf dem einheimischen Markt. So ist beispielsweise das Kantonale Amt für Umwelt des Kantons Thurgau ein guter Kunde im Bereich der hydrologischen Messungen. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels sind viele Umweltämter immer mehr darauf angewiesen, dass sie – zum Beispiel bei den Wasserpegeln - nicht nur zu sehr genauen Daten, sondern zugleich auch sehr schnell und effizient zu diesen gelangen können. Und da kommt die „STS“ ins Spiel, liefert sie doch gerade diesem Geschäftsumfeld genaue, kompakte Niveausonden und Datenlogger zur Pegelmessung mit der Datenübertragung via GPRS.

Jahresproduktion in acht Monaten

Gegenwärtig beschäftigt die „STS“ rund 90 Mitarbeiter in Sirnach sowie 20 weitere bei Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien, Frankreich und England. Und die Auftragsbücher sind randvoll. „Wir haben mehr als genug zu tun“, so Séchy. Dennoch drücken auch die „STS“ Sorgen. Der starke Franken setzt dem exportorientierten Unternehmen heftig zu und konnte nur mit einer Produktionssteigerung kompensiert werden „Wir haben in den ersten acht Monaten dieses Jahres bereits gleich viele Messzellen produziert wie im ganzen 2010“, hält Séchy fest. Eine Erhöhung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn sei „noch nicht spruchreif“, doch sei diese Option auch „nicht mehr auszuschliessen“. Genauso wenig wie eine Auslagerung gewisser Arbeiten ins Ausland – zum Beispiel nach Indien oder in den Fernen Osten. „Das sind Überlegungen, die man als verantwortungsbewusster Chef einfach anstellen muss. Ob es dann wirklich so kommt, steht auf einem anderen Blatt“, fügt Séchy beruhigend hinzu. Aber man müsse sich einmal bewusst machen, dass man das firmeninterne Ertragsziel fürs 2011 bei einem Eurokurs von 1.30 Franken fixiert habe. „Bis zu diesem Kurs,“, so Séchy trocken, „fehlt uns jetzt ja immer noch einiges.“ Generell geht es der „STS“  jedoch gut. „Wir haben per Juli 2011 alle Ziele erreicht und disponieren über eine stabile Liquidität, auf die wir grossen Wert legen“, erläutert Séchy. Ganz sicher sei zudem auch, dass die „STS“ die (Forschungs-)Arbeiten an ihrem Kernstück, der Messzelle, „nie ins Ausland geben“ werde.

Aber auch projektmässig scheint die „STS“ auch mittel- und langfristig gut aufgestellt zu sein. So arbeiten die Tüftler von der Rütihofstrasse 8 bereits an einer neuen Generation von Messgeräten, welche eine „hohe Modularität“ aufweisen sollen. Oder anders gesagt: die Geräte sollen in mechanischer, elektronischer und softwaremässiger Hinsicht  modulmässig leicht kombinier- und austauschbar werden.

 Interview:

Noch nicht am Limit angelangt

Herr Séchy, die Geschichte der „STS“ ist bis anhin ein Erfolgsgeschichte. Wohin soll diese noch führen?

L.G. Séchy: „Bis anhin war es wirklich so, dass wir uns seit 1987, als wir die „STS“ gründete, immer wunderbar weiter entwickelt haben: und zwar sowohl in Sachen Produkten, Personal und Platz. Und ich denke, dass wir in keinem von diesen Bereichen schon am Limit angelangt sind. Landreserven für einen weiteren Bau, der unmittelbar an die bisherigen Gebäude angrenzen würde, haben wir auf jeden Fall und Ideen für neue Projekte auch.“

Wo liegen die Kernkompetenzen von STS?

L.G.Séchy: „Wir haben uns auf dem Gebiet der piezoresistiven Druckmesstechnik einen guten Namen geschaffen, weil wir zum einen innovativ und schnell in der Umsetzung von Ideen sind, die von Kunden an uns herangetragen werden. In den leitenden Chargen arbeiten bei uns nur ETH-Ingenieure, was eine gleichbleibend hohe Qualität in sämtlichen Bereichen garantiert.“

Sie liefern also keine Massenprodukte?

L. G. Séchy: „Nein, wir sind eben darauf ausgerichtet, dass wir für jeden Kunden innert nützlicher Frist die passende individuelle Lösung haben – und wenn er nur eine Messzelle benötigt. Dagegen verkaufen wir von diesen Produkten hohe Stückzahlen. Ich denke, dass es auf diese konsequente Kombination von Nischenpolitik, Innovation und Schnelligkeit zurückzuführen ist, dass wir in den letzten Jahren so erfolgreiche am Markt gewesen sind und es immer noch sind.“