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Die Kinder wollen mitreden

Mittwoch, 23. November 2016

ARBON ⋅ Die Unicef hat Arbon mit dem Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ausgezeichnet. Nachholbedarf gibt es aus Sicht der Verantwortlichen im Hinblick auf die Mitsprache von Kindern und Jugendlichen. CHRISTOF LAMPART

Arbon ist die 24. Gemeinde in der Schweiz, die das Unicef-Label erhalten hat. Die Übergabe, von zahlreichen Schülerbeiträgen umrahmt, fand am Freitag in der Arboner Säntishalle statt. Die Auszeichnung mit dem Label und dessen Umsetzung in den nächsten vier Jahren im Schulalltag der Kinder – so lange ist es gültig, bevor es erneuert werden muss – ist ein Gemeinschaftswerk der Primarschulgemeinden Frasnacht, Arbon und Stachen, der Sekundarschule Arbon und der Politischen Gemeinde Arbon, die eine Steuerungsgruppe bildeten.

Doch mit der Auszeichnung kann jetzt nicht nur die amtlich beglaubigte Kinderfreundlichkeit als «Standortfaktor», wie es Stadtpräsident Andreas Balg nannte, nach aussen getragen werden, sondern damit sind auch Pflichten verbunden. Ein Aktionsplan legt fest, welche Körperschaft was tun wird, um ihre Kinderfreundlichkeit zu steigern. So haben sich alle Kinder- und Jugendpartizipation sowie einen respektvollen Umgang auf die Fahne geschrieben. Bei der Stadt Arbon kommen noch Aspekte wie aktive Nachbarschaft, ein Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit Arbon sowie eine Prüfung der bestehenden Freizeitangebote hinzu. Als Querschnittprojekt haben sich alle Behörden des Themas Sicherheit auf Schulwegen angenommen.

70 Prozent finden, sie hätten zu wenig zu sagen

Während Arbon in den Bereichen Spielplätze, Schulen und Seeanlage von den Kindern sehr gute Noten erhielt, sah das bei der Mitbestimmung zu kinderrelevanten Themen ganz anders aus. 70 Prozent fanden, dass sie hier zu wenig zu sagen hätten. Die Präsidentin der Primarschulgemeinde, Regina Hiller, versprach Besserung. «Wir wollen die Kinder zur Mitgestaltung einladen und sie in die Entscheidungsprozesse einbeziehen, zum Beispiel bei der Gestaltung eines Schulareals.»

Unicef richtet Bitte an Politiker

An die Politiker richtete die Geschäftsleiterin von Unicef Schweiz, Elsbeth Müller, eine Bitte: «Gehen Sie einmal im Tag auf die Höhe von 1.20 Meter und betrachten Sie so die Welt der Kinder. Diese sieht anders aus, als wenn sie diese aus 1.80 Meter betrachten. Und das Gesehene übersetzen Sie dann in politische Massnahmen.»

Auch die Leiterin der Kinder- und Jugendarbeit Arbon, Gabriele Eichenberger, betonte, wie wichtig es sei, mitreden zu dürfen. Jugendliche sollten nicht nur sagen dürften, was sie wollen, sondern von den Erwachsenen auch ernst genommen werden. «Wir tun gut daran, die Sichtweise der Kinder in vielem ins Zentrum zu rücken.» Das nicht etwa aus einer falsch verstandenen Kinderfreundlichkeit heraus, sondern in dem Wissen, dass es sich lohne, die Bedürfnisse der Kinder zu erfahren.

Angst, dass die Kinder mit ihren Ideen über die Stränge schlügen, müsse man nicht haben, denn «sie wollen in der Regel keine goldenen Paläste, sondern einfach über ihren Alltag mitbestimmen können».