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Die Herren der Wassermenge

Donnerstag, 24. März 2011

Landwirte wollen ihre Felder bewässern, Kraftwerke benötigen Kühlwasser und Industriebetriebe brauchen Prozesswasser. Doch führen für all diese Aufgaben unsere Gewässer überhaupt genug Wasser? Die kantonale Fachstelle für Hydrometrie sorgt dafür, dass immer nur so viel Wasser gebraucht wird, damit es für alle hat.

CHRISTOF LAMPART

Im Kanton Thurgau werden seit dem Jahr 1954 regelmässig hydrologische Daten erhoben und in Zusammenarbeit mit der MeteoSchweiz und dem Bundesamt für Umwelt ausgewertet und dargestellt. Sammelten früher „gute Seelen“, im ganzen Kanton durch das tägliche Ablesen von Temperatur und Niederschlag die Daten und übermittelten sie anschliessend dem Kanton, so kommen heute modernste Technologien zum Messungs-Einsatz.

Das „Kälteloch“ liegt in Lommis

Wie beispielsweise die auf den Allenwinden installierte, solarbetriebene Klima-Messungsstelle, welche Luftfeuchte, Niederschlag, Windrichtung und –geschwindigkeit misst und dann per GPRS über das Swisscom-Handynetz an einen kantonalen Server überträgt. Anschliessend publiziert das Amt für Umwelt die Daten auf seiner Webseite, wo sie jeder Interessierte abrufen kann.  „Alle zwei Sekunden werden die Daten gespeichert und alle zehn Minuten an den Server übermittelt“, erzählt der Diplom-Meteorologe Joachim Schug von der Gaiser Firma „Meteomedia“, die bei der Datensammlung eng mit dem Kanton Thurgau zusammenarbeitet. Insgesamt gibt es 34 solche Stationen im Thurgau.

Anhand dieser kann das Wetter sehr detailliert aufgezeichnet werden. So ist der Thurgau trotz seiner relativ unspektakulären Topographie ein Kanton der klimatischen Extreme. Erst aufgrund dieser Messungen wurde heraus gefunden, dass der Flughafen Lommis das „Kälteloch“ im Thurgau ist. „Wenn wir hier oben auf den Allenwinden plus zehn Grad haben, kann es durchaus sein, dass es in Lommis um 20 Grad kälter ist“, so Schug.

Wichtige Niedrigwasser-Messungen

Wichtig sind auch die Niedrigwassermessungen, welche von der kantonalen Fachstelle für Hydrometrie selbst an 29 Messungsstellen erhoben werden. Diese Daten werden benötigt, damit eine nachhaltige Bewirtschaftung der ober- und unterirdischen Gewäser als Energie-, Brauch- und Trinkwasserressourcen gewährleistet ist. „Wir müssen wissen, ob jemand Wasser entnehmen kann oder nicht. Denn wenn Bauern zum Beispiel zu viel Wasser aus einem Bach entnehmen, um ihre Felder damit zu bewässern, kann es passieren, dass im Sommer das Wasser wärmer als normal wird. Und wärmeres Wasser hat weniger Sauerstoff, was dann wieder bedeutet, dass  Fische wie die Forelle auf einmal keinen Lebensraum mehr vorfinden“, erklärte Robert Holzschuh vom Amt für Umwelt an einem Medienrundgang vom Dienstag – dem internationalen Tag des Wassers –, der in der Gemeinde Fischingen vonstattenging.

Auswerten statt fahren

In den letzten zwei Jahren wurde im Kanton Thurgau eine der modernsten Messanlagen der Schweiz installiert und steht nun kurz vor der flächendeckenden Vollendung. „Das hatte sicherlich auch damit zu tun, dass wir lange ein altes Messungs-Netzwerk hatten und es nun in den letzten zwei Jahren ersetzt haben. Insbesondere die Datenerfassung per GPRS erleichtert uns die Arbeit sehr“, erklärt Jürg Hertz, Chef des kantonalen Amt für Umwelt. Ulrich Göttelmann von der Fachstelle Hydrometrie pflichtet ihm bei: „Wir können nun am Computer sehen, ob es irgendwo irgendwelche Abweichungen gibt und können ganz gezielt die Messstationen bei irgendwelchen Störungen aufsuchen. Früher mussten wir in regelmässigen Abständen die ganze Tour machen und die Daten miteinander vergleichen, was sehr aufwändig war. Diese Zeit, die wir somit einsparen, können wir nun in die gezielte Auswertung unserer Daten stecken, womit wohl allen, die auf unsere Daten zurückgreifen, am besten gedient sein dürfte.“