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Die Globalisierung begann 1890

Donnerstag, 24. September 2015

MATZINGEN. Anlässlich ihres 125-Jahr-Jubiläums lud die Landi Matzingen zum Behördenapéro ein. Seinerzeit förderten die sinkenden Getreidepreise die genossenschaftliche Zusammenarbeit unter den Landwirten. Heute diversifiziert die Firma im Energiesektor. CHRISTOF LAMPART

Im Beisein von Nachbarn, Kunden und Behördenvertretern – unter anderem kam auch Matzingens Gemeindepräsident Walter Hugentobler – zogen der Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft, Peter Haas, und Landi-Geschäftsführer Karl Scheck eine positive Bilanz. Dass es heute um die Landi Matzingen so gut bestellt sei, habe auch damit zu tun, dass ihre Vorgänger oftmals mutige Entscheide getroffen hätten, gab Haas zu bedenken. In diese Kategorien fielen mehrere Immobilienkäufe- und Umbauten. Die mit Abstand teuerste Akquise war 2008 der Erwerb der «Saxonia»-Liegenschaft, die sich auf der Westseite des Landi-Ladens und TopShops befindet und sechs Millionen Franken kostete.

Der Auslöser lag in weiter Ferne

An solche Dimensionen habe vor 125 Jahren noch niemand gedacht, als am 7. Dezember 1890 in Wängi 23 Personen an der Gründungsversammlung der Landi teilnahmen. Dass die Genossenschaft damals ihre Geschäftstätigkeit mit dem gemeinsamen Einkauf von Futter und Düngemittel begann, überrascht heute niemanden. Doch dürften die wenigsten wohl noch wissen, dass der eigentliche Auslöser für die Landi-Gründung weit weg lag, nämlich in den USA. Wie Peter Haas erklärte, erlebten die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Sezessionskrieg (1861 bis 1865) einen grossen Aufschwung und der Druck aus Übersee auf die Getreidepreise in der Schweiz wurde immer grösser. So gewann im Murgtal die Idee von einem genossenschaftlich-solidarisch Zusammenschluss immer mehr Interesse, «um diesem Druck entgegenzuwirken», so Haas. Die Genossenschaft hiess bis 2013 Landi Wängi, aufgrund des neuen Sitzes in Matzingen musste der Name aber auf Landi Matzingen gewechselt werden.

Gute Geschäftszahlen

Diesem Druck standzuhalten ist der Landi Matzingen in den letzten Jahrzehnten bestens geglückt. Die Zahlen, die Geschäftsführer Scheck zeigte, lassen am Geschäftsgang keinen Zweifel aufkommen. Zurzeit erzielt die Landi mit 73 Angestellten einen Jahresumsatz von 33 Millionen Franken und weist einen Cash-flow von 1,3 Millionen Franken aus. Das Eigenkapital der Genossenschaft mit 256 Mitgliedern beläuft sich auf knapp sieben Millionen Franken. Geändert hat sich laut Scheck über die Jahre hinweg die Zusammensetzung der Geschäftsfelder. Zwar bildet die Agrarwirtschaft mit 12 Prozent immer noch «die Basis» des Umsatzes, doch der Detailhandel (46 Prozent) und die Energie (42 Prozent) haben das klassische Geschäftsfeld mittlerweile klar abgehängt.

Strom für 70 Häuser

Und das wird sich so schnell auch nicht mehr ändern. Denn die Landi hat erst in den letzten Monaten den Regiomarkt Affeltrangen mietweise übernommen und den Volg-Laden in Wängi auf den aktuellen Stand gebracht. Auch energiemässig tat sich in diesem Jahr einiges. Denn mit der über 2130 Quadratmeter grossen Photovoltaikanlage auf dem Dach der «Saxonia»-Halle erzeugt die Landi Strom für rund 70 Einfamilienhäuser. «So tragen wir auch einen Teil zum Atomausstieg bei», freute sich Haas.