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Die Funken müssen weiterfliegen

Mittwoch, 28. November 2012

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Nachfolgeregelung im Unternehmen? «Sie sollten sich schon am ersten Tag ihrer Tätigkeit mit dieser Frage beschäftigen», sagt der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, Valentin Vogt.

CHRISTOF LAMPART

FISCHINGEN. Nachfolgeregelung ist in KMU ein heisses Eisen. Wird rechtzeitig ein Nachfolger aufgebaut, dann geht die Stabübergabe meist problemlos über die Bühne. Weil dem aber oft nicht so ist, beschäftigen sich industrielle und gewerbliche Verbände immer wieder mit dem Thema. Auf Einladung von Pro Zürcher Berggebiet und unterstützt unter anderem durch den Thurgauer Gewerbeverband, der TKB und dem Thurgauer Arbeitsamt erläuterte der neue Präsident des Arbeitgeberverbandes Schweiz, Valentin Vogt, im Kloster Fischingen, was es, seiner Meinung nach, für eine erfolgreiche Betriebsübergabe braucht.

Loslassen können

«Man muss loslassen können und den Mut haben, frühzeitig Leute einzustellen, die besser sind als man selbst. Damit schafft man gute Voraussetzungen für einen harmonischen Übergang», so der 52-Jährige, welcher im März 2011 als CEO der Burckhardt Compression Holding AG, Winterthur, demissionierte und sich aufs Mandat des Verwaltungsratspräsidenten zurückzog. Wichtig sei auch, dass man sich, vor allem in der Anfangszeit, systematisch vom Betrieb zurückziehe, damit nicht der Eindruck aufkomme, dass der Alte immer noch das Sagen habe. Neue Leute brächten neue Ideen ein, und das sei gut so, betonte Valentin Vogt.

Doch bevor der «Neue» die Firma übernehmen kann, gelte es einige Hürden zu meistern. Für den Vizepräsidenten der Stiftung KMU Next, Frank Halter, ist der emotionale Wert eine entscheidende Grösse, wenn es darum geht, ob oder wie leicht ein Unternehmer von seinem Lebenswert lassen kann. Komme hinzu, dass die potenziellen Käufer oft komplett andere Interessen hätten. «Wenn der Patron vor allem die Arbeitsplätze sichern möchte, der Käufer jedoch restrukturieren und vor allem den Markennamen nutzen möchte, dann haben schon einige mit der Übergabe zu kämpfen», weiss Halter. Ernst Künzle, Teamleiter Firmenkundenberatung bei der Thurgauer Kantonalbank (TKB), erklärte, dass es heute durchaus möglich sei, den notwendigen Bankkredit für die Übernahme eines Unternehmens zu erhalten. Vorausgesetzt man bringe 40 Prozent selber ein und könne innert weniger Jahre den Kredit an die Bank zurückzahlen. «Ein plausibler Kaufpreis sollte über den Free Cash Flow, also die frei verfügbaren flüssigen Mittel, der operativen Gesellschaft innerhalb von vier bis sechs Jahren rückzahlbar sein», erklärte Künzle die Vorstellung bezüglich Rückzahlungsmodalitäten seitens der TKB. Während bei Burckhardt der Wechsel von Vogt zu einem ehemaligen Lehrling aus dem eigenen Betrieb erfolgte, ging der Wechsel bei der auf Ofenbau spezialisierten Schmid AG aus Eschlikon familienintern vonstatten. Der ehemalige CEO, Hans-Jürg Schmid, erzählte, wie er sich frühzeitig dazu entschloss, die Anteile an die qualifizierten Kinder und den Schwiegersohn, Philipp Lüscher, welcher zugleich der neue CEO ist, abzutreten.

Substanz im Geschäft gelassen

Er habe auf viel Geld verzichtet, um Substanz im Geschäft zu lassen, die die Schmid AG brauche, um neue Märkte zu erschliessen und Innovationen voranzutreiben. Auch Lüscher beurteilte den Wechsel als gelungen. Nur etwas mache ihm zuweilen zu schaffen, nämlich dass zusammen mit dem Schwiegervater gleichzeitig eine ganze Generation im Betrieb abgetreten sei und somit eine merkliche Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften eingesetzt habe. Diese aufzufangen, sei nicht ganz leicht, so Lüscher.