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Die Apfelschwemme kam gerade rechtzeitig

Sonntag, 1. Januar 2012

2011 war für die Mosterei Möhl AG aus Arbon ein Rekordjahr mit Konsequenzen. Denn aufgrund der grossen Erntemenge erhöht Möhl gegenwärtig seine Presskapazitäten massiv.

CHRISTOF LAMPART

ARBON. Ernst Möhl amtet beim Familienunternehmen seit dem Tod des Vaters im Jahr 1975 als Geschäftsführer. Doch der 59-Jährige kann sich nicht daran erinnern, dass es in den letzten zehn Jahren so eine Apfelschwemme gegeben hat wie in diesem Jahr. Doch die erfreuliche Ernte kam zur rechten Zeit. 37 000 Tonnen Mostobst (95 Prozent Äpfel, 5 Prozent Birnen) lagern jetzt bei Möhl in Form von Saft und Konzentrat ein – und das ist gut so, denn «die Keller waren praktisch leer», sagt Ernst Möhl. Dem tollen Herbst 2011 ging 2010 ein ebenso miserabler Herbst voraus, so dass die Vorräte praktisch aufgebraucht waren.

Hochstammäpfel sind wichtig

Mit den nun wieder eingelagerten Vorräten kann Möhl während eindreiviertel Jahren Saft produzieren. Doch auch wenn die Ernte gut war – an den Ausgaben hat sich für Möhl kaum etwas geändert. Zwar fiel der Preis für die milden Tafeläpfel um rund zwei Franken/100 Kilo auf 26 Franken, aber da Möhl 75 Prozent seines Mostobstes von Hochstammbäumen gewinnt, sieht die Rechnung für die Arboner anders aus. «Für den guten Geschmack unseres Saftes brauchen wir die Hochstammäpfel – und die sind einiges teurer als die Tafeläpfel. Dieser Mehrpreis ist jedoch gerechtfertigt, da Hochstammkulturen in der Pflege ziemlich aufwendig sind.» Wenn Möhl den Landwirten weniger bezahlen würde, stünde für viele der Aufwand nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zum Ertrag, sagt Ernst Möhl. Es bestünde das Risiko, dass sie dann die Bäume fällen würden. «Und das wollen wir ganz sicher nicht. Denn ohne die Hochstammäpfel würde unser spezieller Saft geschmacklich und qualitativ austauschbar mit den Produkten unserer Mitbewerber aus dem Ausland», erklärt Ernst Möhl, warum er am Preisgefüge nicht rüttelt. Schliesslich kann ein einmal gefällter Hochstammbaum nicht ohne weiteres wieder ersetzt werden. «Das dauert 15 Jahre, bis dieser Früchte trägt.»

Neue Anlage, mehr Kapazität

Damit der Oberthurgauer Safthersteller seine Stellung als Nummer eins in der Ostschweiz – der Marktanteil beträgt rund 80 Prozent – behaupten kann, investiert Möhl in eine neue Apfelsaftkonzentrat-Anlage. Vier Millionen Franken kostet diese und soll im Spätsommer 2012 in Betrieb gehen. Die bisherige, 40 Jahre alte Anlage verarbeitet stündlich 20 000 Liter Saft zu Konzentrat; die neue wird 40 000 Liter in der gleichen Zeit schaffen. «Mit dieser Anlage schaffen wir die Voraussetzung, dass wir auch in Zukunft sehr grosse Ernten problemlos bewältigen können», so Ernst Möhl.

Mitbewerber pressen weniger

Da passt es, dass Möhl schon vor dem Rekordjahr die Presskapazitäten um 80 Prozent erhöht hatte. Mitbewerber wie Ramseier hätten das nicht getan und Thurella habe sogar ihre Kapazität um die Hälfte reduziert. Ernst Möhl mag gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn sie die Kapazität nicht ausgebaut hätten: «Das wäre für die Obstbauern eine Katastrophe gewesen.»