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Die alte Blutbuche bleibt stehen

Freitag, 11. September 2015

Die Primarschulgemeinde Sulgen braucht einen neuen Kindergarten. Beim ersten Anlauf ist die Behörde gescheitert. Jetzt stellt sie ein neues Projekt vor. Es heisst Paluma und ist eine Arbeit der Basler Architekten Anja Beer und David Merz. CHRISTOF LAMPART

SULGEN. Das Siegerprojekt sieht den Bau eines neuen Doppelkindergartens und als Erweiterungsmöglichkeit einen späteren Ausbau des bestehenden Schulhauses Süd vor. Geht es nach der Primarschulbehörde Sulgen, so soll der Souverän im November über den Kredit «Kindergartenerweiterung» entscheiden. Allerdings habe man sich bezüglich des genauen Datums noch nicht geeinigt, erklärte Schulpräsident Ernst Ritzi am Mittwoch an einer Medienkonferenz im Schulhaus Oberdorf.

Hingegen können sich die Sulger bereits ab morgen Samstag ein Bild vom Projektwettbewerb machen, sind doch die Arbeiten der sieben in einem Präqualifikationsverfahren bestimmten Architekturbüros im Singsaal des Schulhauses Oberdorf vom 12. bis 16. September öffentlich ausgestellt.

Und plötzlich dabei

Eigentlich war das Kapitel Schulerweiterung in Sulgen im März 2015 für die beiden Basler bereits abgeschlossen. Den Bescheid, dass sie in der Präqualifikation hängengeblieben waren – insgesamt waren 65 Entwürfe eingereicht worden – hatten sie schon erhalten und die Spanienferien bereits gebucht, als ein Konkurrent von der Teilnahme überraschend zurücktrat. «Ein qualifiziertes Architekturbüro hatte praktisch zeitgleich zwei weitere Zusagen erhalten und sah sich aus Kapazitätsgründen gezwungen, sich von unserem Wettbewerb zurückzuziehen», erklärte der Organisator des Projektwettbewerbs, der Weinfelder Architekt Werner Keller.

Machbarkeit im Zentrum

Die Nachrücker Beer + Merz nutzten die sich ihnen unverhofft bietende Chance. Wie das Preisgericht im Wettbewerbsbericht schreibt, haben die Basler in ihrem Projekt die städtebauliche Bedeutung der historischen Schulbauten begriffen und eine Erweiterung der Schulanlage entworfen, in der die Durchlässigkeit der Anlage und des Quartiers den Ausgangspunkt für die Setzung des eingeschossigen Kindergartens in der Verlängerungsachse der Turnhalle darstellt.

Beide Architekten betonten im Gespräch ihr Faible für die Umnutzung älterer Bauten. Sie hätten sich deshalb beim Entwurf nicht primär von einem visionären Entwurf, sondern von der Machbarkeit leiten lassen. «Uns war es sehr wichtig, dass wir die Erweiterung so planen können, dass wir die Sicherheit haben, dass am Ende alles funktioniert», sagte David Merz.

Dass der neue Kindergarten eingeschossig sein muss, um das Hauptgebäude optisch nicht zu konkurrieren, war Anja Beer und David Merz ebenso klar wie auch der Umstand, dass die markante, rund 60jährige Blutbuche unbedingt erhalten bleiben müsste. «In Basel dürfen bei Bauten keine gesunden Bäume gefällt werden, die einen Umfang von 90 Zentimetern aufweisen. Für uns war deshalb schon von Anfang an klar, dass dieser Baum, welcher der Anlage einen speziellen Charakter verleiht, stehen bleiben muss. Allerdings hat dies dazu beigetragen, dass die Arbeit ziemlich knifflig zu planen war. Da wir aber solche Detailarbeiten lieben, hat uns das nichts ausgemacht», führte Merz aus.

Leichte Zugänglichkeit

Ausser der einfachen Möglichkeit für eine Etappierung des Projekts sticht dem Betrachtenden auch die leichte Zugänglichkeit des Kindergartens ins Auge. So kann die Garderobe gleich von zwei Seiten erreicht werden. «Uns gefiel dieser Aspekt, dass alle Kinder sich in der Garderobe nicht nur einfach umziehen, sondern dort zugleich auch gewissermassen einen durchlässigen Treffpunkt haben, wo sie den Tag gemeinsam beginnen oder beschliessen», erklärte Schulpräsident Ritzi.