Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Der Weg vom Wald zum fertigen Produkt

Montag, 18. September 2017

ROHSTOFF ⋅ Die Holzbranche wartet an den «Tagen des Schweizer Holzes» mit einer umfassenden Leistungsschau auf. Auch der Kanton Thurgau zeigte, dass dem Holzbau die Zukunft gehört.

Christof Lampart

Mehr als 80 Orte veranstalteten am Wochenende schweizweit die «Tage des Schweizer Holzes». Tausende von Kindern und Erwachsenen kamen, um sich in die Welt der Holzverarbeitung einführen zu lassen. Auch im Thurgau wurde viel geboten. Während in den Wäldern von Kradolf-Schönenberg und Güttingen die Besucher einen Einblick in die moderne Forstwirtschaft erhielten, zeigte das Kompetenzzen­trum Holz in Buhwil die ganze Palette der Leistungen auf: die industrielle Holzverarbeitung, der Holzleimbau, der Holzbau und die Zimmerei, die Schreinerei, die Wärmegewinnung und die Berufe.

Am Festakt am Freitagabend im Kompetenzzentrum Holz verwies der nationale OK-Präsident Toni Horat vor 150 Gästen auf die Bedeutung der einmaligen Leistungsschau: «Diese Tage zeigen, dass sich die Holzbranche der Herausforderungen der Zukunft mit modernen Lösungen annimmt, demonstriert sie doch, dass in den 15000 Unternehmen mit ihren 80000 Beschäftigten Verlass auf eine funktionierende und transparente Verarbeitungskette ist.» Und noch etwas freute den OK-Präsidenten: «Wir durften heute über 7000 Kindern, davon alleine 600 im Thurgau, die Schönheit des Waldes und des Holzes näherbringen.»

Der Thurgauer Wirtschaftsminister und Regierungsrat Walter Schönholzer erklärte im Rahmen des Festakts, dass die strukturellen Rahmenbedingungen für die hiesige Holzbranche mit 8800 verschiedenen Waldbesitzern und dem viertkleinsten prozentualen Waldbestand aller Kantone zwar «nicht optimal», seien, doch dafür sei das «Potenzial für die Wertschöpfungskette enorm». Bauen mit Holz liege im Trend, was auch der Fakt zeige, dass der Ergänzungsneubau des Regierungsgebäudes als Holzbau ausgeschrieben wurde. Ginge es nach ihm, so würde vermehrt mit einheimischem Holz gebaut. «Es ist doch idiotisch, dass 70 Prozent des Holzes importiert wird», sagte Schönholzer. Damit der Trend jedoch umkehrbar werde, sei es nötig, dass die Waldbesitzer die Holzbranche mit guten Angeboten zu fairen Preisen unterstützten.

Die Region ist prädestiniert dafür

Der österreichische Holzbau-Stararchitekt, Hermann Kaufmann, erklärte in Buhwil, dass die Schweizer Holzbaubranche bestens für die Zukunft gerüstet sei. «Ihr habt Firmen, die Grosses leisten können.» Allerdings werde es, obwohl es momentan sogar Überkapazitäten gebe, schwierig, wenn man Firmen ­suche, die Holzhäuser ab einer Grösse von 30000 Quadratmetern Fläche errichten sollten: «Da müssen sie dann schon in ganz Mitteleuropa suchen.» Allerdings sei der Alpenbogen von der Ostschweiz über Vorarlberg und Tirol bis nach Bayern hinein «prädestiniert dafür», ein goldenes Zeitalter des Holzbaus einzuläuten. Denn «hier wird das Holzhandwerk geschätzt, womit wir auch in Zukunft gute Leute für noch bessere Holzbauten haben werden», so der Architekt.

Davon zeigte sich auch Rico Kaufmann, Holzbauingenieur und Inhaber der Kaufmann Oberholzer AG in Schönenberg, überzeugt. Nicht nur, dass es heute viele Architekten gebe, die mit Holz bauen würden – auch technisch seien Holzhochhäuser möglich: «Wir könnten 18 Etagen in Holz bauen; ihr müsst uns einfach den Auftrag bringen», sagte Kaufmann. Auch preislich könnten die Schweizer, trotz höherer Löhne, mit dem Ausland mithalten – wäre da bloss nicht die «verfehlte EU-Subventionspolitik», die für ungleiche Spiesse im Wettbewerb sorge, so der Holzbauingenieur.