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Der "Baronino": Eine Rarität von heimischen Reben

Dienstag, 20. März 2012

Aus der Weinreben-Sorte Blauburgunder ist nicht nur der klassische «Wilberger» gekeltert, sondern auch der einem Portwein ähnliche Süsswein «Baronino», der bei der Weinkellerei Rutishauser in kleinen Mengen hergestellt wird.

CHRISTOF LAMPART

WIL. Er ist zwar schon ein «alter Hase» im Geschäft, aber nein, die Idee zum «Porto», der in Tat und Wahrheit ein Wiler ist, «ist nicht von mir gekommen», wie Florian Ludwig bereitwillig einräumt. Seit 2003 betreut Ludwig als Kellermeister der Scherzinger Weinkellerei Rutishauser vom Bodensee aus die Weinwerdung der Ortsbürger Rebenernte. Neuem ist Ludwig zwar immer aufgeschlossen, doch der Entscheid, nebst den traditionellen Wiler Weinen «Wiler Gold» (Blanc de Pinot Noir) und dem «Stadtwy» (Pinot Noir) einen eigenen Süsswein herzustellen, sei vom Kunde, der Ortsbürgergemeinde Wil, allein gefällt worden, erinnert sich Florian Ludwig.

Deutlich weniger Trauben

Bis heute wird der «Baronino» nur in sehr kleinen Mengen angesetzt. Gerade mal ein Barrique-Fass, also 200 Liter, werden von der eher lieblichen, 17 bis 18 Volumenprozente aufweisenden Spezialität hergestellt – und das nicht einmal jährlich. Trotzdem kann Ludwig nicht sagen, «ob die Wiler Ortsbürger die ganze Menge beziehen oder nicht». Auch der Ratsschreiber der Wiler Ortsbürger, Jürg Zurbriggen, vermag nicht zu beziffern, wie viele Liter Süsswein über die eigenen Kanäle abgesetzt werden, aber «gut schmeckt er auf jeden Fall», lacht er. Dass in den nächsten Jahren die «Baronino»-Menge ausgeweitet wird, ist jedoch nicht anzunehmen, nachdem im vergangenen Oktober mit dem Umbau und der Neuanpflanzung des Ortsbürger-Rebbergs begonnen wurde. «Wir werden jetzt eine gewisse Zeitlang deutlich weniger Trauben haben und uns deshalb wohl auf unsere beiden Klassiker, den <Stadtwy> und das <Wiler Gold>, konzentrieren», begründet Zurbriggen die Zurückhaltung bezüglich «Baronino»-Produktion.

Dennoch gilt: Die Ortsbürger sind mit dem «Baronino», den man in der Bürgertrotte bei Eduard und Walburga Kümin als 35-cl-Flasche für 26.50 Franken beziehen kann, zufrieden, auch wenn er wohl stets ein besonderer Geheimtip für Geniesser bleiben wird. Im beachtlichen Preis ist auch der grosse Aufwand inbegriffen, den man für die Herstellung des Dessertweins betreiben muss. Zuerst werden die handverlesenen Trauben gepresst und der Most zur Gärung angesetzt. Bis hierhin ist es ein normaler Wein.

Ziemlich leicht

Der eigentliche Vorgang, der den Wein zum «Baronino» werden lässt, ist das sogenannte Aufspriten des gärenden Mostes mit hochprozentigem Weinbrand. Herbei wird die Gärung das «Baronino» durch Zugabe von rund 80prozentigem Weindestillats gestoppt. Der Zeitpunkt des Stoppens bestimmt dabei den verbleibenden Restzucker – und somit die Süsse der «Baronino». Im Vergleich zu einem echten Portwein, der als Endprodukt einen Alkoholgehalt von 19 bis 22 Volumen-Prozenten aufweisen darf, ist der «Baronino» mit 17 bis 18 Volumen-Prozenten ziemlich leicht.