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Dem Geizhals eine Lektion erteilt

Dienstag, 29. November 2011

Mit einer begeisternden Premiere von Charles Dickens berühmter Weihnachtsabendgeschichte „Scrooge“ wartete am Samstagabend das Kinder- und Jugendtheater des Sirnacher „Theater jetzt“ auf.

CHRISTOF LAMPART

Passend zur wohl als bekannt geltenden Geschichte – an Weihnachten erscheinen dem notorischen, reichen Geizhalz Srooge die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnachten und bekehren ihn, indem sie ihm seine bisherigen Versäumnisse vorhalten, vom Menschenfeind zum Menschenfreund – findet die Vorstellung im Obergeschoss des Sirnacher „Engel“ statt.  Dabei entpuppt sich das Theater als teils himmlisches, teils aber auch sehr queres Vergnügen. Als Theater also, dass trotz der Jugendlichkeit seiner Darsteller – nur gerade die Rolle des Ebenezer Scrooge wird von einem Erwachsenen, Claus Gerstmann, gespielt, zum Nachdenken anregt.

Unterschiedliche Sprache

Und das ist nicht reiner Zufall, sondern wirkungsvoll geplant. Denn dieser „Scrooge“ ist anders als viele Vorgänger. Regisseur Stefan Camenzind, welcher auch die Textbearbeitung vornahm, inszeniert das Ganze nicht als althergebrachten (und für unsere heutigen Verhältnisse unglaubhaften) Geisterspuk, sondern als Kinderstreich. Die drei Geister sind in Wahrheit Kinder, welche dem Misanthropen eine Lektion erteilen möchten. Und das auch gründlich tun. Die Diskrepanz zwischen der realen Welt der handelnden Kinder und dem zur Reaktion gezwungenen Geizhalz, zeigt sich auch in der Sprache. Während die 14 Mädchen und Buben in ihren unterschiedlichsten Rollen Dialekt sprechen und somit Wärme, Liebe und Menschlichkeit ausstrahlen, bleibt Scrooge stets im abstrakten Hochdeutsch verhaften. Einem Idiom, das ihm hilft seine Gedanken zu ordnen, seine Gefühle zu zähmen und zu verdrängen – bis es fast zu spät für ihn ist.

Spannend bis zum Schluss

Mit einer Stunde Spieldauer – das Stück wird ohne Pause gegeben – ist das Werk genug lang, um zu fesseln ohne dass die Spannung nachlässt. Im Gegenteil: obwohl die Geschichte vielen Besuchern bekannt sein dürfte, schaffen die Darstellerinnen und Darsteller es problemlos den Spannungsbogen hoch zu halten. Dies vor allem deshalb, weil immer wieder Überraschendes passiert – wie das halt oft der Fall ist, wenn man sich als Ensemble nicht an ein starres Textbuch halten muss, sondern auch bei der Erprobung des Stückes Improvisieren darf.  Das Publikum spendete dem jungen Ensemble am Ende einen kräftigen Applaus, der ohne Zweifel absolut verdient war. Bis und mit dem 11. Dezember wird das Stück noch sechs Mal gegeben; ein Besuch lohnte sich auf jeden Fall.