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Das Schlimmste kommt zum Schluss

Freitag, 15. Januar 2016

Für Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff sind die Auswirkungen des hohen Frankens noch nicht überwunden. Dies erklärte er am Dienstag in Weinfelden. CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Die Wirtschaft habe den Frankenschock gut verkraftet, die Auswirkungen seien jedoch noch nicht überstanden, sagt Martin Neff. Der Raiffeisen-Chefökonom sprach am Dienstagabend auf Einladung der Erfa-Gruppe Weinfelden im «Trauben» vor rund 60 Vereinsmitgliedern. «Die Langzeitfolgen der Frankenaufwertung wird die helvetische Wirtschaft wohl erst 2016 erfahren.»

Im Saal herrscht Optimismus

Obwohl die Nationalbank schon seit langem eine Nullprozent-Politik betreibt, das Öl gegenwärtig sehr billig sei und die Teuerung nicht existiere, komme die Wirtschaft nicht so richtig vom Fleck. Das gelte auch für viele andere Länder. Er könne somit auch den Optimismus, den viele offenbarten – Neff liess im Saal per Handzeichen abstimmen, wer an eine zeitnahe Erholung der Wirtschaft glaube und wer nicht –, nicht teilen. Es erinnere ihn an die Zeit des Strukturwandels Anfang der 1990er-Jahre, infolge dessen sich viele traditionelle Industrien weitestgehend aus der Schweiz verabschiedet hatten. Offenbar habe sich die Wirtschaft hierzulande zudem sehr schnell mit dem hohen Frankenkurs abgefunden und vergessen, dass vor knapp zehn Jahren der Eurokurs noch bei 1,67 Franken lag. Dagegen müsse man sich wehren.

Auslagern lässt sich nicht alles

Wenig überraschen würde es deshalb den Ökonomen, wenn sich die Aufwertung des Frankens bei vielen Industrieunternehmen erst nun niederschlüge, nämlich in Form von leeren Auftragsbüchern und zunehmenden Entlassungen. Hoffnung mache, dass die Schweiz weltweit führend sei im Bereich der Waren und Industrien, die sich nicht ohne weiteres in ein Billiglohnland verfrachten lassen. Mit Pharmazie, Uhren und Präzisionstechnologie sowie vieler vor- und nachgelagerten spezialisierten Betriebe sei die Schweiz hervorragend aufgestellt.