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Das Leben entschleunigen

Donnerstag, 2. August 2012

An der Bundesfeier der Gemeinde Kradolf-Schönenberg plädierte Regierungsrat Claudius Graf-Schelling für eine Politik der kleinen, aber nachhaltigen Schritte.

CHRISTOF LAMPART

NEUKIRCH A. D. THUR. Die Feier fand auf dem Hof von Familie Schweizer statt. Über 320 Gäste nahmen vor dem offiziellen Teil die Gelegenheit wahr, um auf dem Bauernhof gemeinsam zu brunchen. Damit wurden die beiden Anlässe – 1.-August-Brunch und Bundesfeier – erstmals zusammengelegt. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass vom Musikverein Kradolf-Schönenberg.

Keine einfachen Lösungen

Claudius Graf-Schelling fragte ins Publikum, in welche Richtung sich die Schweiz politisch entwickeln solle. Denn während im Privatleben die Schweiz von den unterschiedlichen Sprachen, Geschmäckern und kulturellen Wurzeln enorm profitiere, führe gerade diese Vielfältigkeit im politischen Alltag dazu, dass es keine einfachen Lösungen gebe.

Gerade in diesem Wissen sei es um so wichtiger, dass man als politischer Mensch Verständnis für andere Meinungen und Lösungswege aufbringe. In einer Demokratie gelte es auch dann Lösungen mitzutragen und zu tolerieren, wenn man selbst nicht enthusiastisch applaudiere. «Demokratie erfordert viel Rücksichtnahme, Zeit und Geduld», erinnerte der Festredner. Gerade diese Tugenden stünden heute oft im Widerspruch zum Zeitgeist, der uns einbläue, dass nichts schnell genug geschehen könne.

Unterschiedliches Tempo

Graf-Schelling forderte seine Zuhörerschaft auf, das eigene Berufs- und Privatleben zu entschleunigen. Denn wer immer nur rund um die Uhr von einem Termin zum anderen hetze, könne auch nie richtig wach sein. Zudem tue man gut daran, nachsichtig gegenüber anderen zu sein, die nicht so leistungsstark und flexibel sind, wie man es selbst oft gerne hätte. «Wir müssen akzeptieren, dass es in unserer Gesellschaft unterschiedliche Geschwindigkeiten gibt. Es hat auch Vorteile, wenn wir zwischendurch einen kleineren Gang einschalten, denn dies kann zu einer neuen, interessanten Sichtweise führen.»

Der Thurgau und die Schweiz hätten sehr gut damit gelebt, in der Politik nicht die grossen Lösungen anzuvisieren, sondern stets viele kleine Schritte zu machen. «Ein solches Vorgehen ist für Bürgerinnen und Bürger einigermassen abschätzbar. Wichtige Beschlüsse werden so von einer breiten Bevölkerung mitgetragen. Auf das können wir stolz sein.»