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Das Geschäft mit den Unterhosen

Sonntag, 28. September 2014

Vom Schüler zum Unternehmer: Das spielen Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Frauenfeld an der Wirtschaftswoche durch. Das Ziel der Woche ist, mit einem eigenen Projekt in die Gewinnzone zu kommen. CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Wie es ist, wenn man auf einmal der CEO einer Unternehmung ist und somit die Verantwortung für eine bestehende Firma, deren Kundschaft, Mitarbeitenden, Lieferanten und Kapitalgeber zu übernehmen hat, erfahren gegenwärtig Frauenfelder Kanti-Schülerinnen und -Schüler in den Räumlichkeiten des BBZ Arenenberg.

Das zentrale Element der Wirtschaftswoche – einem Gemeinschaftsprojekt der Ernst Schmidheiny Stiftung, der kantonalen Industrie- und Handelskammer sowie zahlreicher Unternehmen der Wirtschaft – ist ein Unternehmens-Planspiel.

Schuhe sollen es sein

Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen in die Rollen der Geschäftsleitung, des Controllers, des Personalchefs, des Marketingleiters und so weiter und führen ein fiktives Unternehmen – und zwar von der Gründung am Montag bis hin zur Generalversammlung am Freitag; dann präsentieren sie potenziellen Investoren das Ergebnis ihrer Unternehmensführung. Schuhe wollen und sollen sie herstellen – das hatten die vier Gruppen, welche aus je fünf bis sechs Mitgliedern bestanden, am Montagvormittag beschlossen. Bis heute Freitag werden nun die fünf Geschäftsjahre im Zeitraffer durchgespielt, wobei anfänglich wenig Infos über die eigene Firma bekannt sind und am Ende, sozusagen als Krönung, eben besagte Generalversammlung steht, bei der die potenziellen Investoren vom eigenen Produkt überzeugt werden sollen. Denn eines ist jetzt schon klar: Es kann nur eine Gruppe gewinnen.

Entsprechend gut waren die Neuigkeiten, welche die Fachlehrer, Jörg Engweiler und Werner Tobler, den Jung-Unternehmern am zweiten Tag überbringen konnten: «Sie haben alle im ersten Geschäftsjahr Gewinn gemacht; die beste Gruppe von ihnen sogar eine Million Franken Reingewinn und somit 66 Prozent mehr als die schlechteste Gruppe», sagte Tobler. Die Grundlagen für ein erfolgreiches Wirtschaften waren also gelegt.

Jemand, der weiss, wie man Gewinne reinvestiert und Verluste verkraftet, ist der Amriswiler Unternehmer Andreas Sallmann, der im Familienunternehmen ISA Bodywear bereits in der siebten Generation vor allem Unterhosen und Pyjamas für Männer herstellt. Der Textilfachmann erklärte den Geschäftsleuten in spe, was es braucht, um aus einem «Low-Interest-Produkt» wie es Unterhosen nun mal seien, einen begehrten Markenartikel zu machen.

Mit Tastatur im Schritt

Danach hatten die Schülerinnen und Schüler eine knappe Stunde Zeit, um eigene Unterhosen-Ideen auszuarbeiten. Schliesslich durften sie Sallmann ihre Ideen vorstellen. Ganz interessant fand dieser eine Unterhose mit integrierten Klaviertasten, auf denen sich eine Melodie spielen lässt. Auch Unterhosen mit einer Weihnachts-Socke am Schlitz oder einem Osterhasen daselbst erweckten sein Interesse. «Diese Ideen nehme ich gerne mit; die haben Potenzial», sagte er.

Duftkerzen-Slip war ein Flop

Ideen, die es in eine Kollektion schafften, seien aber noch lange kein garantierter Verkaufshit, warnte Sallmann. Denn während sich eine ISA-Schwinger-, oder eine Oktoberfest-Kollektion wie warme Weggli verkauften, habe eine mit Duftkerzen zusammen verpackte Unterhosen-Serie eingestampft werden müssen: «Das stank dermassen nach Vanille, dass wir es nicht einmal mehr im eigenen Lager aushielten – und die Kunden brachten die Unterhose alle zurück.»