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Damit im Tunnel nichts schiefgeht

Sonntag, 30. Dezember 2012

An attraktiven Aufgaben fehlt es der Tägerwiler Orianda Solutions AG nicht: So sorgt sie für die Instandhaltung des Gotthardtunnels. Trotzdem hat das Unternehmen Mühe, qualifizierte Mitarbeiter an den Bodensee zu locken.

CHRISTOF LAMPART

TÄGERWILEN. Die Büros sind brandneu, modern und geräumig. Der Bodensee liegt in unmittelbarer Nähe. Wäre es Sommer, es würde einem hier das Herz aufgehen. Doch das nützt gegenwärtig wenig, wenn die Orianda Solutions AG versucht, kreative Köpfe als Informatiker und Berater für sich zu gewinnen. «Wir haben schon qualifizierte Bewerber, die sich für eine Stelle bei uns interessieren. Sobald sie aber merken, dass Tägerwilen nicht bei Zürich, sondern im Thurgau liegt, sagen sie wieder ab», erklärt Firmengründer und CEO Ewald Rehm. Auch die Zahl der Bewerbungen von jungen Schweizerinnen und Schweizern ist gering. «Von 100 Bewerbern kommen vielleicht 10 aus der Schweiz», sagt Rehm. Dabei wäre wohl «genug Arbeit und Potenzial» vorhanden, um die Belegschaft in den nächsten Jahren zu verdoppeln; zurzeit zählt Orianda 50 Mitarbeitende.

Wichtige Kosteneffizienz

Die Orianda ist also der klassische Fall eines Unternehmens, das neue Mitarbeiter weniger durch einen exorbitanten Lohn als durch gute Karrierechancen und interessante Aufgaben anzulocken versucht. Auch wenn es vielleicht ziemlich nüchtern klingt, wenn Rehm sagt, dass «wir Experten für Instandhaltung und Logistik sind». Doch dahinter verbirgt sich ein ebenso weites wie interessantes Betätigungsfeld. So hat Orianda eine IT-Applikation entwickelt, die bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) für eine einheitliche und kosteneffiziente Instandhaltung und -setzung der zahlreichen Bundesbahnen-Immobilien sorgt. Auch sorgt Orianda dafür, dass Prozesslandschaften strukturiert werden und so die Einsatzbereitschaft des SBB-Rollmaterials stets gewährleistet ist. Um diese Instandhaltungsprozesse reibungslos abwickeln zu können, ist eine grosse Anzahl komplexer Anlagen notwendig, die selber instand gehalten werden müssen. «Wir haben für die SBB eine Lösung entwickelt, die schlank und kostengünstig zugleich ist», sagt Rehm.

Etliche Nachfolgeprojekte

Fest steht hingegen, dass die Anzahl der vielen Arbeiten, welche in den letzten Jahren gelöst wurden, etliche Nachfolgeprojekte auslösten. So managt die Firma aus Tägerwilen beispielsweise die aufwendige Instandhaltung des Gotthard-Eisenbahntunnels. Und da die «natürliche» Lebensdauer eines solchen Bauwerks bei 50 bis 100 Jahren liegt, dürfte Orianda auch inskünftig die Arbeit nicht ausgehen. So viel Kompetenz spricht sich auch im Ausland herum. Und Ewald Rehm darf «hoch erfreut» registrieren, dass sich mittlerweile auch die Deutsche Bundesbahn oder der deutsche Energieversorger RWE für die Dienste und Lösungen der Tägerwiler interessieren oder diese schon in Anspruch genommen haben.

Doch auch wenn die Orianda Solutions AG schon den einen oder anderen Auftrag ausserhalb des deutschen Sprachraumes abgewickelt hat, so liegt doch der geschäftliche Fokus vorerst klar auf den Bereich Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein. «Die meisten unserer Mitarbeiter sind als Berater tätig. Da ist es wichtig, dass man bei den teilweise sehr speziellen technischen Sachverhalten die gleiche Sprache spricht, damit es zu keinen teuren Missverständnissen kommt», sagt Rehm. Um die Zukunft ist Rehm also nicht bang. Zum Durchstarten fehlt ihm nur noch eines: «Genügend qualifizierte Leute für unsere Projekte.»