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Damit die Farbe am Haus passt

Freitag, 4. Dezember 2015

Die Thurgauer Denkmalpflege hat das Buch «Farbklänge am Bau» verfasst. Das praxisorientierte Handbuch wurde am Mittwochabend in Weinfelden an einer Vernissage vorgestellt. CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Farbe im öffentlichen Raum berührt jedermann. Wie Farben an einem Gebäude gut zusammenspielen, das zeigt das neue Buch «Farbklänge am Bau» der Thurgauer Denkmalpflege. Es wurde am Mittwochabend im Beisein der Chefin des kantonalen Departementes für Bau und Umwelt, Regierungsrätin Carmen Haag, und rund 30 Farbexpertinnen und -experten vorgestellt.

Farben gut kombinieren

Das Handbuch ist für die Praxis gedacht und und richtet sich vorwiegend an Architekten, Behörden, Bauherrschaften und Handwerker. Es zeigt mit 161 Farbkarten in übersichtlicher Art und Weise ebenso attraktive wie stimmige Farbkombinationen auf. Der Fokus liegt dabei nicht auf Einzelmustern, sondern auf dem Farbzusammenklang. Dies wurde im Rahmen einer Gesprächsrunde klar, an welcher Isabel Haupt (Denkmalpflegerin Aargau), Reto Helbling (CRB-Natural Color System), Marcella Wenger (Farbgestalterin) und Martin Vock (Malermeister) unter der Moderation von Ruedi Elser (Denkmalpfleger Thurgau) teilnahmen. Und so können denn auch mit Hilfe des neuen Handbuchs Fassadenfarben vielfältig mit Akzentfarben kombiniert werden – beispielsweise für Fensterläden, Fachwerk, Türen und Sockel.

Rücksicht auf das Bestehende

Somit sei auch gewährleistet, dass die tradierte Farbgebung im heutigen Bauschaffen angewendet und zeitgemäss interpretiert werden könne, lautete der allgemeine Tenor der Diskussionsrunde. Diese Ansicht vertrat auch Carmen Haag in ihrer Begrüssung. «Es soll auf keinen Fall darum gehen, Farben zu verbannen. Im Gegenteil: Wir wollen eine Hilfestellung bieten, die richtigen Farben zu finden. Neues soll möglich sein – mit Rücksicht auf das bereits Vorhandene.»

Regierungsrätin Haag verwies auf die Wichtigkeit einer gelebten Farbkultur. «Wenn etwas einfach nicht ins Gesamtbild passt, wenn etwas die Harmonie stört, dann stellt sich die konkrete Frage der Farbklänge am Bau», sagte sie. Das neue Praxisbuch soll jedoch nicht dazu dienen, für gewisse Gegenden eine unveränderliche Farben-Doktrin vorzugeben. Vielmehr solle das Werk helfen, Unklarheiten und Zweifel zu beseitigen. Denn oft sei es doch so, dass eine Farbe, die einem in den Ferien so gut gefallen habe, zu Hause einfach nicht zur Umgebung passen wolle. Dies könne schon alleine mit anderen vorherrschenden Lichtverhältnissen zusammenhängen, erklärte Farbenprofi Marcella Wenger.

Harmonie durch Beschränkung

Tatsächlich dürfte die Farbenfrage künftig beim Bauen – egal ob mit oder ohne Denkmalpflege – für eine Gemeinde immer wichtiger werden. Denn während in früheren Jahrhunderten die Häuser weitestgehend aus den Materialien und Farben der Umgebung gefertigt wurden und somit weitestgehend im besten Sinne des Wortes organisch wirkten, habe man diesbezüglich seit der Erfindung der chemischen Farben das Farbenspektrum enorm erweitert.

Dies sei jedoch nicht immer zum Besten für das farbliche Allgemeinwohl. «Was wir heute als Harmonie erleben, verdanken wir oft den ökonomischen und sonstigen Beschränkungen vergangener Zeiten», gab die krankheitshalber abwesende ehemalige kantonale Denkmalpflegerin, Beatrice Sendner, in einem vorgelesenen Gastbeitrag zu bedenken.