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Burn-out wirkt noch immer nach

Dienstag, 12. März 2013

Im Alter von 57 Jahren tritt Markus Vetter als einer von sechs Brüdern Ende April aus der Geschäftsleitung der Lommiser Bauunternehmung Ed. Vetter AG zurück. Der Immobilienspezialist macht gesundheitliche Gründe geltend.

CHRISTOF LAMPART

LOMMIS. Die in der dritten Generation bestehende Baufirma Ed. Vetter AG hat sich in den letzten Jahrzehnten im Raum zwischen Wil und Frauenfeld einen Namen gemacht. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Lommiser eine ganz spezielle Liebe zum Bauen entwickelt haben. «Wir waren immer sechs Brüder, die gemeinsam das Geschäft geführt haben. Diese innere Harmonie hat auch dazu geführt, dass wir immer mit dem Herzen gebaut haben und das auch nach wie vor tun», fasst Markus Vetter seine Geschäftsphilosophie zusammen.

Richtig durchgeschüttelt

Dass Markus Vetter sich jetzt aus der Familienunternehmung zurückzieht, ist einem schweren Burn-out geschuldet, das der einstige Hansdampf in allen Gassen im Jahr 2000 erlitt. «Ich habe seither nie mehr meine frühere Leistungsfähigkeit erreicht», erklärt Vetter heute gelassen. Der Mann, welcher früher rund um die Uhr für Geschäftliches zu haben war, setzt seit geraumer Zeit andere Prioritäten. «Die Krankheit hat mich richtig durchgeschüttelt und ist auch heute noch nicht ganz ausgestanden. Ich habe mittlerweile realisiert, dass es im Leben auch andere Dinge neben der Arbeit gibt. Und dass die Gesundheit im Leben eines Menschen nun einmal das Wichtigste überhaupt ist.»

1500 Wohneinheiten

Gemeinsam Zeit mit seiner zweiten Ehefrau zu verbringen, ist ihm wichtig. «Das kannte ich früher gar nicht», bekennt Vetter selbstkritisch.

Doch heute ist der Mann mit sich im Reinen. Dass er mit seinen Brüdern die Gegend zwischen Frauenfeld und Wil in den letzten fast 40 Jahren in Sachen Neubauten massgeblich mitgeprägt hat, erfüllt ihn rückblickend mit Stolz. Mehr als 1500 Wohneinheiten dürften in dieser Zeit entstanden sein, doch: «So genau weiss ich das gar nicht», sagt er.

Besonders wichtig war hingegen dem gelernten Kaufmann, der mit 20 in die elterliche Firma eintrat, die Beziehung zu den Menschen, seien es nun die rund 140 Angestellten oder die Geschäftspartner. Er kennt sie alle mit Vornamen. «Ich habe es geliebt, mit Landwirten über Grundstücke zu verhandeln, mit Architekten und Raumplanern Projekte auszuarbeiten, die interessanten Begegnungen mit Käufern und Mietern und für meine Mitarbeiter da zu sein», sagt Markus Vetter wehmütig.

Schreibtisch bleibt in der Firma

Da verwundert es nicht, wenn er einräumt, schon ein wenig traurig zu sein, je näher der Abschied rückt. Markus Vetter: «Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man vom einen auf den anderen Tag nicht mehr da sein wird.» Zwar wird Markus Vetter nach wie vor einen Schreibtisch mit Computer am Firmensitz haben, aber selber wohl nur sehr selten dort sein, wie er sagt. Und Vetter fährt fort: «Denn in die operativen Belange werde ich mich nicht mehr einmischen, sonst hätte ich auch gleich bleiben können.»

Als Verwaltungsrat der Ed. Vetter AG bleibt Markus Vetter dem Unternehmen jedoch auch über seinen Rücktritt hinaus noch erhalten.