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Brummen wie ein Bienenschwarm

Sonntag, 22. Mai 2011

Hohe Sprünge, enge Kurven und ganz viel Rennspass unter heisser Sonne. Es gab viele gute Gründe, um am Wochenende den Inter Motocross Swiss Championship-Tagen in Braunau beizuwohnen.

CHRISTOF LAMPART

„Vrrrrooooommmmm“. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, viele Zuschauer richten es sich um die Absperrungen herum gemütlich ein. Und der Speaker sagt irgendetwas über die Favoriten im Fahrerfeld. Über wen und was ist nicht wirklich auszumachen, denn in den Sekunden vor dem Start zum „National Open“-Lauf gibt es eigentlich nix zu verstehen.

„Jetzt gibt’s Vollgas“

„Vrrrrooooommmmm“ – das ist Adrenalin pur, wenn das Gehör einem den Eindruck vermittelt, dass irgendwo, in unmittelbarer Umgebung, ein unsichtbarer Bienenschwarm biblischen Ausmasses herum fliegen müsse. Dabei haben die Piloten nur ihre Motoren gestartet und auf Touren gebracht. Tobi aus Winterthur weiss, wieso das wichtig ist: „Hier muss man schnell über die Startgerade kommen und in der ersten Kurve bei den Leuten sein, denn dann kommen schon die ersten Sprünge und wenn man dort vorne ist, kann man befreiter fahren“, erklärt er fachmännisch. Auch Esther aus Frauenfeld brüllt einem ihre Vorfreude entgegen: „Jetzt gibt’s gleich 20 Minuten lang Vollgas.“ Sie muss es zwei Mal wiederholen, bis der Reporter sie versteht.

Dann rasen die Motorräder davon, eine riesige Wolke aus Staub und Abgasen hinter sich her ziehend, welche sich langsam auf die Umstehenden senkt. Aber das stört niemanden. Nur ein Velofahrer im Renndress scheint ein wenig misstrauisch das Treiben aus der Distanz zu beobachten. Dabei gibt es dafür keinen Anlass. Denn was am Anfang, so laut und im wahrsten Sinne des Wortes „vibrierend“ war, löst sich innert Sekunden in reines Racing auf. Und auch der „Bienenschwarm“ scheint sich verzogen zu haben.

Von Fotos und Fahrern

Klar wird unter den Fans nicht nur auffallend viel fotografiert und gefilmt, sondern auch getratscht. Für den Amriswiler Manfred ist gerade dies stets ein Grund, um ans Braunauer Motocross zu kommen. „Hier treffe ich immer Kollegen, die ich meistens ein Jahr  lang nicht sehe. Da spielt es mir dann auch keine Rolle wie das Wetter ist; das Kommen lohnt sich auf jeden Fall.“ Doch nicht alle sind mit den staubigen und knochenharten Pisten zufrieden. „Von mir aus dürfte es ruhig matschiger sein, denn das würde doch mehr Spektakel geben“, erklärt ein älterer, dem Gespräch lauschender, Biker.   Allen kann man es halt nie recht machen. Doch da fängt schon ein weit springender Fahrer seine Maschine ebenso artistisch wie gekonnt im letzten Moment auf und – entlockt allen ein kollektives Kenner-Lächeln.