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Blankenburgs bunte Bilderwelten

Montag, 9. März 2015

Mal konkret, mal abstrakt, aber immer bunt, gross und dynamisch: So liesse sich Marlisa Blankenburgs künstlerisches Schaffen umschreiben. Heute abend feiert ihre jüngste Ausstellung in der Frauenfelder Stadtgalerie Baliere Vernissage. CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Sie selbst mag nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Das gibt einem Marlisa Blankenburg schon gleich einmal zu verstehen. Und es wirkt nicht wie einstudierte Koketterie. Sie, Blankenburg, die seit Jahren zwischen Winterthur und Los Angeles pendelt.

Vielmehr sollen die Gemälde an ihrer Stelle sprechen. Und das tun sie laut und deutlich. Denn wer gegenwärtig die Stadtgalerie Baliere betritt, wird von einer farbenprächtigen Bilderwelt empfangen, die bestens dazu geeignet wäre, jede November-Depression wenn nicht ganz zu verdrängen, so doch zumindest für eine ganze Weile vergessen zu machen.

Der Mensch als Gefäss

Marlisa Blankenburg malt mit Acryl und verwendet auch diverse Mischtechniken. Ihre Bilder haben die unterschiedlichsten Grössen und weisen zumeist einen wand-, wenn nicht sogar raumfüllenden Charakter auf. Etliche Collagen sind raffiniert in jene Bilder eingearbeitet, die im Eingangsraum gezeigt werden: abstrakte Reisebilder (Paris, Berlin, Guatemala und andere mehr) und eine Serie von Gefäss-Bildern. In letzteren zeigt sich das künstlerische Tun Blankenburgs von einer Seite, wie man es im oberen (Blumen) und im unteren Stockwerk (vor allem Tiere) so nicht mehr zu sehen bekommt.

In eben diesen Werken wird der Mensch in einer körperlich-geistigen Dimension als Gefäss (im Original: «Vessel») aufgefasst, das mit allerlei Erlebnissen angefüllt ist.

Das Streben nach Grösse

Apropos «Füllen»: Marlisa Blankenburgs Bilder sind vor allem ziemlich voll. Während dies bei den Reisebildern nicht sofort auffällt, weil sich der Betrachter aufgrund der bunten und abstrakten Flächigkeit erst ins Bild «einsehen» muss, kommt dieses Streben nach rein physischer Grösse bei den Tieren sehr deutlich zum Ausdruck. Egal, ob Nilpferd, Kuh, Frosch oder Strauss – bei Blankenburg sind alle Tiere gross. Wer ein romantisches Bild à la «Kuh am Waldrand» oder «Frosch im Seerosenteich» erwartet, der liegt hier schlicht falsch. Denn in Blankenburgs bunter Bilderwelt nimmt die Kuh in all ihren Facetten – dieses Tier hat es ihr besonders angetan – so einen grossen Bedeutungsraum ein, dass es fürs Drumherum gar keinen Platz mehr hat. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn sie ein drei auf drei Meter grosses Kuhbild anfertigen könnte. Dann würde eben auch das Tier so gross sein.

Vom Kosmos in der Kuh

Dabei sind die Bilder alles, bloss kein originalgetreues Abbild. «Mir geht es beim Malen vor allem um die äussere und innere Dynamik, die ein Tier ausstrahlt», betont die Künstlerin. Klar kann man sich fragen, ob bei dieser Sichtweise das Tier nicht zu sehr vermenschlicht wird. Doch der Schwung und die Farbigkeit der Werke machen dem Besucher unzweifelhaft deutlich, dass Blankenburg bei jedem Porträt die Seele hinter dem Gemalten sucht: das, was nicht nur eine Künstlerin oder eine Kuh, sondern den ganzen Kosmos antreibt.