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Biker sind schuld an Rehbiss

Mittwoch, 20. Januar 2016

EGNACH. Grossaufmarsch im Schneetreiben – so lässt sich der öffentliche Waldrundgang zusammenfassen, zu welchem am Samstagvormittag die Kommission für Natur und Umwelt von Neukirch-Egnach eingeladen hatte. CHRISTOF LAMPART

Gestartet wurde unter der Führung von Revierförster Daniel Hungerbühler beim Weiler Rosengarten. Rund 40 Personen folgten dem Waldpfleger und Wildhüter durch den Wald. Hungerbühler erzählte viel. Vom Ärger beispielsweise, wenn Holz im Wald liegen bleibt, weil der Abtransport dem Besitzer zu wenig einbringt oder beim Transport die Strassen Schaden nehmen könnten. Die Konsequenz könnte sein, dass sich im Sommer darauf der Borkenkäfer im toten Holz ungehindert ausbreitet. «Und das schadet dann allen Waldbesitzern, vor allem aber dem Wald selbst.»

In der heute so schnelllebigen Zeit werde es immer schwieriger, dem Menschen beizubringen, was es heisse, einen Wald zu pflegen. Zum einen müsse ein Förster das Wohl aller – der Tiere, der Bäume, der Waldbesitzer – im Auge haben und zum anderen einen langen Zeithorizont, denn «wenn ich hier etwas setze, was nicht wirklich funktioniert, so sehe ich das erst in fünf, sechs Jahren». Auch erntet ein Förster nicht, was er sät. «Wir planen hundert Jahre voraus. Ich ernte das, was meine Vorgänger gepflanzt haben und meine Nachfolger das von mir».

Das Wild verjagen

Mittlerweile hat der Schneefall stark zugenommen, so dass der nächste Halt nicht auf einer Lichtung oder am Waldrand eingelegt wird, sondern im dichten Gehölz. Hier zeigt es sich, dass der Förster nicht gut auf Velofahrer zu sprechen ist.

Viele Velofahrer scherten sich nicht um das Verbot, von Kieswegen abzuweichen. Dabei diene dieses einzig dem Erhalt der Natur. «Wenn das Reh durch Velofahrer aufgescheucht wird, weicht es in andere Gebiete aus – und frisst dann überall etwas, worunter dann die Jungbäume und schliesslich der Wald als Ganzes leidet».

«Da blutet einem das Herz»

Einige 100 Meter weiter stehen zwei prächtige Bäume eng nebeneinander: eine Eiche und eine Föhre. Beide makellos gewachsen, beide eigentlich dazu prädestiniert, ein «Zukunftsbaum» zu werden. Eines jener Hölzer also, welche, gut gepflegt, in 50 Jahren einen hohen Ertrag versprechen. Doch in diesem Fall heisst es nicht «Eiche und Föhre», sondern «Eiche oder Föhre», denn die Prachtexemplare stehen zu eng beieinander. «Da blutet einem Förster das Herz, wenn man weiss, dass man einen tollen Baum umtun muss, damit der andere überleben kann», gesteht Hungerbühler. Was weg muss, ist für ihn klar: «Die Föhre».

Hundertprozentig steht auch fest, was in Hungerbühlers Revier nicht mehr angepflanzt wird: Eschen. Denn die Eschenwelke, eine aus dem Fernen Osten eingeschleppte Pilzkrankheit, mache momentan dem Baum den Garaus.

Zwar hat es in diesem Waldstück relativ wenig Eschen, doch übers ganze Forstrevier 208 hinweg, das Hungerbühler leitet und die Politischen Gemeinden Arbon, Dozwil, Egnach, Hefenhofen, Horn, Roggwil, Romanshorn, Salmsach und Uttwil umfasst, machen Eschen ein Viertel aller Bäume aus.

Schnelle Hilfe ist nicht in Sicht. Es gebe zwar Forschungsansätze, da sich einige Bäume gegen das Eschentriebsterben resistent zeigten, doch sei es bis zum Durchbruch noch sehr weit hin.