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„Azzurro“: Kuscheln und Träumen – einen ganzen Abend lang

Mittwoch, 16. Februar 2011

Die 1960-er-Jahre waren noch einfach: ungebremstes Wirtschaftswachstum, die Entdeckung Italiens als Tourismusland und das Kuschelambiente des Schlagerzeitalters. Genau dieses Lebensgefühl feiert in „Azzurro“ – der jüngsten Produktion der Oberthurgauer Festspiele - fröhliche Urstände.

CHRISTOF LAMPART

14 Sängerinnen und Sänger sowie sechs Tänzerinnen schuften zur Zeit in der Schule. Genauer gesagt im Weinfelder Paul-Reinhart-Schulhaus, wo sie unter den kritischen Augen von Regisseur Marcel Wattenhofer vor allem eins tun: proben, proben und nochmals proben. Denn in gut zwei Monaten heisst es Vorhang auf zur Premiere. Und zwar mit einem Stück, das gegenwärtig noch völlig unbekannt ist und den Titel „Azzurro“ trägt. Warum gehen die Oberthurgauer Festspiele das Risiko ein, mit einem womöglich zu unbekannten Werk finanziellen Schiffbruch zu erleiden? Zumal ja auch die Vorgängerproduktion „Little Shop of Horror“ trotz guter Kritiken und relativ grossen Bekanntheitsgrad aus was für welchen Gründen zu wenig Publikum anlockte und somit der Produktion rote Zahlen bescherte.

Allerlei bekannte Schlager

Produzentin Conny Balzer, welche die Proben des ebenso bilderstarken wie emotionsgeladenen Musicals vor Ort mit verfolgt, winkt, auf die jüngere Vergangenheit angesprochen, ab, ist sie doch „absolut optimistisch“ was „Azzurro“ anbelangt. Denn auch wenn das Stück als solches nicht bekannt sei, so seien es doch die vielen italienischen und vor allem deutschen Schlager, die -  vor dem Hintergrund einer deutsch-italienischen Liebesgeschichte - ein jeder kenne. „Rotes Gummiboot“, „Ein Bett im Kornfeld“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ oder eben „Azzurro“ sind Lieder, die wohl ein jeder schon einmal gehört hat. Somit ist das Werk etwas für die die ganze Familie – vom Enkel bis zur Grossmutter. Und auch für die Sängerinnen und Sänger hat die Beschränkung auf allgemein bekannte Lieder ein Gutes: „Wir können uns rein auf die Lieder konzentrieren und müssen nicht noch versuchen, die Liedtexte irgendwie im Stück selbst zu erklären, damit auch wirklich alle verstehen, um was es sich genau auf der Bühne handelt“, erklärt Balzer.

Publikumsrenner dank „Zweiteilung“?

Dass die Produktion sowohl in Weinfelden (Thurgauerhof, sieben Vorstellungen, Premiere am 7. April) wie auch in Amriswil (Pentorama, fünf Vorstellungen, Derniere am 7. Mai) aufgeführt wird, ist zwar dem Umstand geschuldet, dass man nirgends in der Region einen Saal gefunden hat, in dem alle Vorführungen hätten gegeben werden können. Doch vielleicht entpuppt sich die räumliche Aufteilung auch als Glücksfall für die Oberthurgauer Festspiele, indem man auch vermehrt Publikum aus dem Mittelthurgau anlocken könnte als bis anhin.

„Azzurro“ – der Inhalt

Jeanny und Alice sind zwei junge Tänzerinnen, die in ihrem Leben vor einem Scheideweg stehen. Für Jeanny besteht die Chance, in New York von einer weltbekannten Tanzcompany aufgenommen zu werden, Alice hingegen droht das Ende ihrer Tanzkarriere wegen ihrem unberechenbaren Freund Alex. Die bewegende – und in der Rückblende erzählte -  Liebesgeschichte von Jeannys Grossmutter Mimmi und ihrem „Amore“ Nino dreht jedoch das Rad der Zeit aber nochmals zurück und verändert damit alles was war, ist und einmal sein wird.  Natürlich dürfen auf dieser Achterbahnfahrt durch die Zeit auch die bekanntesten deutschen und italienischen Hits von damals und heute nicht fehlen. Weitere Infos und Vorverkauf unter www.otg-festspiele.ch

Erschienen: 15. Februar 2011 Thurgauer Zeitung