Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Authentisch sein und Trends setzen

Mittwoch, 13. April 2011

Wie macht man aus einem Namen eine Marke? Am besten dazu eine weltweit ausstrahlende? Der ehemalige Kurdirektor von St. Moritz, Hanspeter Danuser, zeigte am Beispiel des Nobel-Ferienortes, wie das geht.

CHRISTOF LAMPART

Schon der Name ist ein Glücksfall, denn St. Moritz ist ein populärer Heiliger und damit rund einer Milliarde Katholiken weltweit schon einmal ein Begriff, den man nicht erklären muss. Doch viel mehr als das, steht „St. Moritz“ als Synonym für exklusive Wintersportferien. Fürs Sehen und – vor allem – gesehen  werden. Für High Society ohne Ende – nicht umsonst liegt die Via Suvretta auf dem siebten Rang der teuersten Strassen der Welt – noch vor dem Carolwood Drive in Beverly Hills. Doch wie bringt man die Schönen und Reichen aus aller Welt dazu, in einem auf 1856 Meter hoch gelegenem und im Winter ziemlich schwer erreichbaren Ort sein Geld auszugeben?

Geschichten bringen Geld

„Man muss, wie wir, eine Geschichte anzubieten haben und dabei stets authentisch sein“, erklärte Hanspeter Danuser am Dienstagabend vor über 70 Personen im Rahmen eine  Vortrages, zu dem die erfa-Gruppe Weinfelden in den „Trauben“ eingeladen hatte. Um global bekannt zu sein, reiche es nicht, besser als die anderen zu sein, man müsse auch – ähnlich wie „Nespresso“ oder „Apple“ auf ihren Gebieten „Trends setzen“ können. „Qualität wird heute überall als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt: was die Leute haben wollen, ist innovative Produkte. Dann sind sie auch bereit, entsprechend mehr als für eigentlich gleichwertige Konkurrenzprodukte zu bezahlen.“

Enorm wichtige Nische besetzen

Darüber hinaus müsse man als KMU – und ein Bergdorf sei immer ein KMU – immer eine Nische besetzen, um nachhaltig erfolgreich sein zu können. Nicht zuletzt aus diesem Grund sei St. Moritz seit den 1880-er-Jahren, als der Wintertourismus in den Alpen seinen ersten Boom erlebte, sehr innovativ gewesen. So gehören zur Geschichte von St. Moritz das erste elektrische Licht in der Schweiz (Weihnachten 1878), das erste Golfturnier in den Alpen (1889), der erste Motorflug in der Schweiz (1910) oder der erste Skilift (1935). Da passt es auch ins Bild, dass St. Moritz als bis anhin erste und einzige Schweizer Gemeinde 1948 die Olympischen Winterspiele durchführte. 1930 liess sich St. Moritz als erster Ort ein Symbol („Die Sonne von St. Moritz“) juristisch schützen, und seit 1986 ist der Schriftzug mit Signet (St. Moritz, Top of the World ) markenrechtlich geschützt.

Im Winter wird „zelebriert“

St. Moritz habe immer etwas getan, um seine Stellung nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen. „Und es sind gerade diese Geschichten, die die Leute gerne hören und deswegen auch zu uns kommen und hier ihr Geld ausgeben.“ Und das nicht wenig. „Im Durchschnitt lässt im Winter ein Tourist 1000 Franken am Tag bei uns liegen“, so Danuser. Zwar sei St. Moritz auch im Sommer „in“, aber erst zur Winterzeit wird das Dasein im mondänen Kurort „zelebriert“. Ein Wintergast habe viel mehr finanzielle „Substanz“ als ein Sommergast, weshalb St. Moritz eine ganz klare Winterausrichtung habe – und zwar eine globale.