Aktuell

<  zurück zur Übersicht

„Ausserhalb“ – ein Traum nimmt konkret Gestalt an

Donnerstag, 1. September 2011

Michél Köbl war schon immer ein passionierter Geschichtenerzähler. Nun ist der 21-jährige Münchwiler Produzent und Regisseur des einstündigen Spielfilms „Ausserhalb“, welcher in wenigen Monaten fertig gestellt sein wird.

CHRISTOF LAMPART

Eigentlich war das Interview ursprünglich am vorletzten Wochenende vorgesehen. Doch dann musste das Gespräch über den Film verschoben werden, weil, ja, weil dieser Film eben Vorrang hatte. „Wir hatten in Kreuzlingen ein Gespräch mit rund 15 Ressortleitern und haben uns gegenseitig ausgetauscht“, erzählt Köbl.  Und das Werden des Streifens hat für den jungen Mann, welcher seit zwei Jahren seinen Traum vom eigenen grossen Film träumt und gegenwertig seine Rekrutenschule absolviert, halt „absolute Priorität.“

Harte Knochenarbeit

Wenn er von den Dingen spricht, die es braucht, bis ein Film erfolgreich lanciert, abgedreht und nachbearbeitet ist, dann wirkt Köbl keineswegs wie ein 21-jähriger, sondern wie ein Routinier. Da redet er über Dinge wie Planung, Teambildung, Drehbuchanfertigung oder Sponsorensuche wie ein anderer Gleichaltriger wohl über das Erstellen einer Einkaufsliste für die Studenten-WG . Tatsächlich war es jedoch Knochenarbeit. „Ein Jahr brauchten wir schon, bis wir das Ganze auf die Reihe gebracht hatten“, erinnert er sich. Immerhin galt es Geld, Waren und Dienstleistungen im Gesamtwert von rund 43‘000 Franken zusammen zu bekommen. Die Gagen sind dabei nicht enthalten. Ganz einfach deshalb, weil es keine gab. „Unser Lohn ist das gemeinsame Erreichen eines Traums. Wenn wir dann am Premierenabend im Kino uns alles ansehen und sagen können: „ja, das haben wir geschafft“, dann ist das unser Lohn“,  gerät Köbl ein wenig ins Schwärmen. Zum Casting am 21. Februar 2010 in Zürich kamen fast 90 Personen. Und im Juli 2010 traf sich die komplette Truppe bereits für drei Wochen zum Filmen; während der Hauptteil von „Ausserhalb“ in der mittlerweile abgerissenen „Alten Färberei“ in Oberuzwil gedreht wurde, kamen die Zugfahrt-Szenen  in Etzwilen bei Diessenhofen in den Kasten.

Popcorns lösten Allergie aus

Die Dreharbeiten verliefen gut und konzentriert, aber nicht problemlos, musste doch Hauptdarstellerin, Livia Gassmann, wegen einer allergischen Reaktion den Arzt aufsuchen. „Auf einmal bekam sie nachts keine Luft mehr“, erinnert sich Köbl. Der Arzt fand aber Gott sei Dank schnell heraus, dass es die mit Karamell überzogenen Popcorns waren, welche sie in einer Szene am Abend ass, die zur allergischen Reaktion geführt hatten. I

m Team selber habe während der ganzen Zeit eine super Atmosphäre geherrscht. „Wir waren total auf unser Tun fokussiert“, so Köbl. Sogar die Arbeit mit den vier Kindern und dem Hund verlief wie am Schnürchen. „Dabei heisst es doch, dass die Arbeit mit Kindern und Tieren die Schwierigste am Filmset überhaupt sei“, lacht Köbl. Da fast der ganze Film in einem Gebäude spielt und die Tageszeiten im Film weitestgehend unwichtig  sind, konnte auch bei schlechtem Wetter ständig in der „Alten Färberei“ gedreht werden. „Ob es draussen Tag oder Nacht war, spielte für uns keine Rolle, was uns natürlich beim Drehen entgegen kam“, so Köbl.  Da wurde so manche Sonderschicht gefahren, bis das Tageswerk schliesslich im Kasten war. Nur bei einer Sache blieb der Regisseur, welcher oft um drei ins Bett ging und um sieben wieder bei der Arbeit war, eisern: „Wir achteten stets darauf, dass die Kinder spätestens um 22 Uhr im Bett waren.“ 

Viele Entscheide gefällt

Doch egal ob ganz jung oder schon etwas älter: für die allermeisten Protagonisten stellte die Arbeit am Set jeden Tag  von Neuem eine Herausforderung dar.  Auch für Köbl. „Ich musste täglich viele  Entscheide fällen. Das ging von Kleinigkeiten wie dem Ausleuchten eines Gesichts, bis hin zu der Frage, wie man jemanden die Treppe hinunter fallen lassen kann, ohne dass er sich verletzt“, erinnert sich Köbl. Zwar ist  die sozialkritische Geschichte ums  Erwachsenwerden und dem Abschaffen und Werden von Grenzen und Regeln mittlerweile abgedreht, fertig ist der Film damit jedoch mitnichten. Gegenwärtig werden die 40 Stunden Filmmaterial in einem Bieler Studio zusammen geschnitten. Danach gilt es die eigens von regionalen Bands für den Film komponierte Musik effektvoll einzusetzen. Und auch ein Kino, in dem die Premiere gezeigt werden kann, will noch gefunden sein. Geht es nach Köbl, so soll die Filmpremiere innert der nächsten sechs Monate sein. Doch auch wenn es noch ein bisschen länger dauern sollte – der Filmemacher aus Münchwilen lässt sich nicht hetzen. „Wir haben während über zwei Jahren ehrenamtlich so viel Herzblut, Zeit und Geld in das Projekt gesteckt, dass es um ein paar Monate mehr auch nicht ankommt. Hauptsache das Ergebnis stimmt am Schluss.“.