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Ausgeschiedene gewinnt

Montag, 28. September 2015

WEINFELDEN. Gläubige machen sich gut beim Kicker: Im Final des Polit-Töggelikasten-Turniers der Thurgauer Zeitung an der Wega bodigt eine CVP/EVP-Kombination die Konkurrenz der EDU. CHRISTOF LAMPART

Gut 20 Minuten vor dem finalen Kick hat Anne Varenne keine Hoffnung mehr auf ein Happy-End. Zusammen mit ihrem Spielpartner Ruedi Heim ist die CVP-Frau im Halbfinal gegen die EVP ausgeschieden. Und das, obwohl die Evangelischen nicht einmal mit einem Nationalratskandidaten angetreten sind. Der Weinfelder Michael Zingg hatte zusammen mit seinem achtjährigen Sohn Dany die gestandene Polit-Combo eliminiert – obwohl es dabei ja nicht nur gilt, das Runde ins Eckige zu befördern, sondern auch auf vier Fragen rund um den Thurgau die richtige Antwort zu wissen. «Ich wäre schon gerne im Final gestanden», sagt Varenne. Während drei Meter weiter Regierungsrat und FDP-Nationalratskandidat Kaspar Schläpfer genau weiss, warum der Halbfinal für die FDP-Paarung Schläpfer/Neuweiler Endstation Sehnsucht bedeutete: «Ich hätte öfters spielen müssen. Das letzte Mal war ich wohl vor zehn Jahren an einem Töggelikasten.»

Varennes Adrenalinstoss

Und dann geschieht das Wunder. Und zwar gewissermassen doppelt. Zum einen realisiert Urs Zurbuchen beiläufig, dass er es mit seinem EDU-Kumpel Dany Frischknecht in den Final geschafft hat. «Ich habe gedacht, wir spielen jetzt den Halbfinal oder so», sagt er drei Minuten vor dem Anpfiff. Und nur eine Minute später erfährt Anne Varenne, dass sie doch noch zu ihrem Grande Finale kommt. Denn angesichts der Tatsache, dass es sich beim achtjährigen Dany um keinen Politiker handelt und sich auch kein weiterer EVP-Kandidat auftreiben lässt, wird von der Turnierleitung kurzfristig eine Umbesetzung angeordnet. So was kommt auch in echt vor: eine Muskelzerrung beim Aufwärmen oder so. Anne Varenne kennt jetzt kein Halten mehr. «Die putzen wir jetzt weg», sagt sie gut gelaunt und mit Adrenalin vollgepumpt.

Eisernes Schweigen

Dann erfolgt der imaginäre Pfiff durch Referee Mario Testa, der irgendetwas von «wir könnten jetzt anfangen» sagt. Was genau, ist schwer zu verstehen, denn die Wega geht derweil ihren vollen Gang. Es gilt vier Tore zu erzielen und vier Fragen zu beantworten. Schnell gehen Varenne/Zingg mit 3:0 in Führung. Ein Schlenzer links, ein Stolperball und eine richtig beantwortete Frage zum Thurgauerlied deuten schon früh auf eine Vorentscheidung hin. Doch die Frage nach Werner Günthörs Sportart (Kugelstossen) und zwei Weitschüsse von Rechtsverteidiger Frischknecht sorgen für ein Remis. «Wann wurde das Frauenstimmrecht im Thurgau eingeführt?», fragt Testa. Schweigen im Viereck. «Wann wurde Frauenfeld die Hauptstadt des Thurgaus?» Eisernes Schweigen. Denn mittlerweile haben alle vier Kickenden erkannt, dass eine falsche Antwort einen Punkt für den Gegner bedeutet. Also doch eine Art Schweigen der Lämmer. Dann fällt doch vor Ablauf der achtminütigen Spielzeit das erlösende Tor und Anne Varenne jubelt, als hätte sie gerade einen Nationalratssitz gewonnen.