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Auftrag mit Seltenheitswert

Mittwoch, 6. Juli 2016

Die Pezag Elektro AG darf für sich in Anspruch nehmen, zum Bau des Gotthard-Basistunnels beigetragen zu haben. Mitarbeiter der Bischofszeller Firma testen die Lüftungsanlagen. CHRISTOF LAMPART

 

BISCHOFSZELL. Roger Ackermann, der bei der Pezag Elektro AG den Bereich Automation leitet, ist beruflich weit herumgekommen. Er war schon in 22 Ländern tätig. Doch an einem Projekt wie dem Gotthard-Basistunnel durfte er noch nie mitarbeiten. Genau genommen tut er das heute auch nicht, aber er begleitete seine beiden Mitarbeiter, Emanuel Tan und Patrick Ammann, zwischen Weihnachten und Neujahr nach Amsteg, als es vor Ort abzuklären galt, ob diese Arbeit ein Fall für die Bischofszeller Firma sein könnte. Am Ende der Reise stand eine überzeugte Zusage.

80 Kilometer statt 200 Meter

«Am liebsten wäre ich selbst in den Tunnel mit hineingegangen, denn die Gelegenheit, bei so einem Bauwerk mitzuarbeiten, erhält man wohl nur einmal im Leben», erzählt Ackermann mit glänzenden Augen. Seinen Mitarbeitern, welche sich nicht zweimal bitten liessen, gab Ackermann den Rat, «alles Schritt für Schritt zu machen, denn dann wird so eine riesige Aufgabe bewältigbar».

Doch was heisst das konkret? Welches sind die realen Dimensionen? «Es gibt hier kistenweise Checklisten», weiss Ackermann und fügt ein Beispiel an: «Wenn ein Automatiker mal ein Trassee von 200 Metern Länge legen muss, dann ist das schon viel; hier sind es 80 Kilometer. Kommt hinzu, dass sich die Arbeit im Tunnel gänzlich von jener an der Oberfläche unterscheidet. Ich war auf jeden Fall ganz schön geschafft, als ich nach einem Tag wieder draussen war.» Solche Bedingungen halte nicht jeder aus, ist Ackermann überzeugt. Für Pezag-Mitarbeiter Emanuel Tan war die Einfahrt mit dem Zug speziell. Denn je weiter der Weg ins Innere des Berges führte, desto mehr Wagen wurden unterwegs abgekoppelt.

Versorgung mit Frischluft

Am 3. Januar galt es dann ernst. Während Ammann dem Testteam in Faido zugeteilt wurde, war Tan in Amsteg/Sedrun stationiert. Jedes Testteam bestand aus vier Personen: einem Teamleiter, zwei Mitarbeitern und je einem Pezag-Automatiker. Deren Aufgabe war und ist es immer noch, die bereits im Betrieb befindlichen Lüftungsanlagen zu testen.

Die Lüftungsanlagen versorgen die technischen Räume und Kavernen in den Nebenbauwerken mit Frischluft und sorgen für die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ausserdem müssen sie im Falle eines Brandes die betroffenen Abschnitte mittels Klappen isolieren und den Rauch aus den Fluchtwegen absaugen. «Unser Hauptauftrag war es, Fehler auf der Anlage zu simulieren und die Meldungen und Abläufe auf der Visualisierung zu überprüfen», erläutert Tan. Die Ergebnisse wurden in Protokollen festgehalten, um sie dann in Zusammenarbeit mit den Softwareingenieuren zu korrigieren.