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Auch ohne Walzer ein Ohrenschmaus

Mittwoch, 4. Januar 2012

Klassische Neujahrskonzerte sind nichts Neues. Selten ist hingegen, wenn ein solches ganz ohne Wiener Walzer auskommt, wie das am Neujahrstag in der Frauenfelder Stadtkirche der Fall war. Doch tat dies der Qualität des Gebotenen keinen Abbruch.

CHRISTOF LAMPART

Unter dem Titel “Paris-Wien retour“ wurden im Rahmen  der Frauenfelder Abendmusiken Werke von Jacques Offenbach und Wolfgang Amadeus Mozart gespielt. Es musizierten alternierend die beiden Violoncellistinnen Cäcilia Chmel und Anikó Dähler-Illényi sowie Louise Pellerin (Oboe) und der ehemalige Organist von St. Nikolaus, Tobias Frankenreiter. Dabei teilten die beiden „Gruppen“ die Komponisten unter sich auf. Während die Violoncellistinnen ausschliesslich Offenbach spielten, widmeten sich Pellerin und Frankenreiter ganz der Interpretation von Mozarts Werken.

Ganz subtil gespielt

Wunderbar, wie Pellerin mit ihrem Instrument die menschliche Stimme nachahmte – wobei alle drei instrumental vorgetragenen Arien Sopran-Partien waren: nämlich „Ruhe sanft, mein holdes Leben“ (Zaide), „Die Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ (Die Zauberflöte“) und „Ach ich liebte, war so glücklich“ (Die Entführung aus dem Serail). Während das Instrument jedoch bei den extremen Koloraturen der „Königin der Nacht“ vom Ausdruck her noch – was wenig überraschte, hinter der menschlichen Stimme zurück blieb, entfaltete die Oboe bei melancholisch-inniglichen Arie der Konstanze ihre ganze Wirkung. Pellerin spielte mit grosser Subtilität und verzichtete dabei gänzlich auf billige Effekte, was für die zahlreichen Zuhörer in schönes Konzerterlebnis zur Folge hatte. Des Gleichen ihr Partner, Tobias Frankreiter, der mit seiner unprätentiösen Begleitung das Fundament für einen gelungenen musikalischen Neujahrseinstieg schuf.

Reif statt frivol

Der Auftakt zum einstündigen Konzert erfolgte zuvor mit Jacques Offenbachs „Duo opus 53, Nr 2 in a-Moll“; ebenso trugen Chmel und  Dähler-Illényi noch  das „Duo opus 52, Nr. 3 in C-Dur“ und das „Duo opus 51, Nr. 2 in h-Moll“ vor. Wer hier die mitunter frivole musikalische Ausgelassenheit erwartete, die man von Offenbachs Operetten her kennt, wurde sicherlich überrascht. Hier zeigte sich der gebürtige Rheinländer von einer reifen, wenn auch gleich sehr emotionalen Seite. Die beiden Musikerinnen loteten die klanglichen Finessen dieser Pretiosen aus und brachten somit ihr Publikum innerlich zum Schwelgen.