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Alte Musik fein dargeboten

Dienstag, 3. September 2013

Das spanische Weltklasse-Ensemble Ministriles des Marsias gastierte in Niederbüren. Die sechs Musiker gaben ein Konzert mit Werken aus der Renaissance- und Barockzeit.

CHRISTOF LAMPART

NIEDERBÜREN. Über 100 Zuhörer kamen am Sonntagabend an das Konzert in Niederbüren, das von der Orgelbaufirma Späth in Rüti ZH organisiert wurde. Dass das Konzert in der katholischen Kirche stattfand, hatte damit zu tun, dass die Kammerorgeln, auf denen Javier Artigas und José Gonzales Uriol musizierten, aus der Späthschen Manufaktur stammen. Die Ministriles des Marsias bestehen nebst den Organisten aus den Bläsern Pacu Rubio (Kornett), Joaquim Guerra (Pommer), Simeon Galduf (Posaune) und Fernando Sanchez (Bass-Dulzian). «Ministriles» ist der Hinweis darauf, dass es die historische Aufführungspraxis pflegt. Und in ihrem speziellen Fall widmen sich die sechs Musiker insbesondere der spanischen Instrumental- und Vokalmusik.

Subtil und opulent

Am Konzert in Niederbüren wurde das Spektrum ein wenig erweitert, denn neben der Musik alter spanischer Meister kam auch solche aus Italien hinzu. Und der deutsch-russische Countertenor Alexander Seidel sang zwei geistliche Konzerte von Heinrich Schütz.

Den Auftakt machten die Ministriles mit einer sehr gravitätischen «Entrada» eines unbekannten Komponisten aus dem Jahr 1510. Dabei schritten sie den Mittelgang entlang und verliehen dem Konzertbeginn nicht nur klanglich ein festliches Gepräge. Von Antonio de Cabezon (1510 bis 1566), seinerzeit der bedeutendste spanische Komponist für Tasteninstrumente, stammten die zwei «Diferencias» (Variationen). In diesen Stücken sind schon Variationen zu hören, wie sie andernorts in Europa erst ein bis zwei Generationen später (Byrd, Sweelinck) zu hören waren. Das Ensemble gab die «Diferencias» sehr subtil wieder, ohne auf einen opulenten Klang zu verzichten, so dass die Zuhörer in einem farbigen Melodienreichtum schwelgen konnten.

Prächtige Deutung

Es war ein Vortrag, der, genauso wie das geistliche Konzert «Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen» von Heinrich Schütz (1585 bis 1672), zum andächtigen Lauschen geeignet war. Dieses und auch ein zweites geistliches Konzert von Schütz wurde von Alexander Seidel gesungen. Diese nicht unbedingt bewegungsreiche Musik verlangt nach einer klaren, nuancenreichen und sprachnahen Deutung.

Bombastischer Schluss

Seidel verfügt über diesen geforderten Duktus, ist er doch nicht nur ein klar artikulierender Sänger, sondern auch ein begnadeter Rezitator und Synchronsprecher. Seidel verstand es mit seiner jugendlichen Stimme, den Gesang zum tiefgehenden Erlebnis zu gestalten. Als bombastisch entpuppte sich Cabezons «Queramus moton». Mit Antonio Solers «Concierto en La» und diversen alten Tänzen schloss das aussergewöhnliche Konzert.