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Altarbild, Kunst und Nähschule

Sonntag, 30. August 2015

Rundgang durch die Stadt: Der Gemeinnützige Frauenverein hat Romanshornerinnen in Erinnerung gerufen, die den Ort geprägt haben. Unter anderem ging's zum Brunnen von Ursula Fehr. CHRISTOF LAMPART

ROMANSHORN. Fesch sieht die Führerin aus, als sie die 25 Frauen und Männer beim Mocmoc im Stadtzentrum begrüsst. Mirjam Lenz trägt ein Kleid, stilecht wie in den 1920er-Jahren. Was für ein Stoff das ist? Die vielen handwerkskundigen Frauen diskutieren bereits zu Beginn des Rundgangs durch Romanshorn, den der Gemeinnützige Frauenverein anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums letzten Donnerstag durchführte.

Arbeitsschule für Mädchen

Der Gesprächsstoff erstaunte nicht, bilden doch Textilien praktisch die Grundlage des Vereins. So unterstützte dieser im Jahr 1867 die Anstellung einer zweiten Arbeitslehrerin an der 1843 gegründeten Romanshorner Näh- und Arbeitsschule für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren, wie Lenz einführend sagte. «Der Frauenverein zahlte den Lehrerinnen am Ende des Jahres noch zehn Franken zusätzlich zum mageren Gehalt.»

Bedeutender wurden die Ausgaben, als sich der Frauenverein 1880 entschloss, einen Kindergarten zu bauen. Die Baukommission bestand damals nur aus Männern, und sie überzog den Baukredit massiv. Gab sie doch 18 000 statt den budgetierten 12 000 Franken aus, eine enorme Belastung für den Frauenverein. So war es quasi vorprogrammiert, dass die Schule Romanshorn später den Kindergarten vom Frauenverein zum Nulltarif übernahm.

Bänziger kaufte Schloss

Auf dem Weg durch die Stadt blieb auch die bekannte Lucie Bänziger-Bardy (1877 bis 1958) nicht unerwähnt. Auf sie geht nicht nur der Kauf des Schlosses und die Einrichtung des alkoholfreien Volksheimes zurück. Sie errichtete auch eine Kranken- und Unterstützungskasse sowie ein Kinder- und Altersheim. Mit gutem Beispiel machte sich die resolute Dame ausserdem daran, den Weinkeller ihres Ehegatten zu entrümpeln. «Als er mal nicht zu Hause war, hat sie den ganzen Wein im Bodensee versenkt», sagte Mirjam Lenz. Die Besucher schmunzelten.

Dass Romanshorn auch über Künstlerinnen von Rang verfügte, die im öffentlichen Raum ihre Spuren hinterliessen, davon zeugte der Brunnen von Ursula Fehr (*1940) und die «Jakobsleiter» vor der Schulanlage Reckholdern, die auf Charlotte Germann-Jahn (1921 bis 1988) zurückgeht. Sie ist vielen wegen des Henri-Dunant-Denkmals in Heiden ein Begriff.

Für Kirchenbau verantwortlich

Auch das Altarbild in der evangelischen Kirche stammte von einer begabten Dame: Elisabeth Altenburger-Thomann (1880 bis 1970). Der Romanshorner Sekundarlehrer Daniel Fuchs hatte durchgebracht, dass die Anwohnerin den Auftrag für den Sakralbau erhielt, zu dieser Zeit ein Novum in der Stadt.