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100 Millionen Dollar verloren

Mittwoch, 18. September 2013

Lawson ist der zweitgrösste japanische Convenience-Store-Betreiber. Der CEO dieser Form von Allzweck-Läden, Takeshi Niinami, referierte am Stars Symposium in Stein am Rhein darüber, weshalb Lawson im Zuge von Fukushima Verluste machte und warum er wieder so handeln würde.

CHRISTOF LAMPART

STEIN AM RHEIN. Das Stars Symposium, welches in diesen Tagen bereits zum sechstenmal in Stein am Rhein über die Bühne ging und gestern endete, richtet sich an ausgewählte Führungskräfte der nächsten Generation. 85 Kaderleute aus 20 Ländern weilten während vier Tagen in Stein am Rhein, um sich unter dem Motto «Shaping the Future» mit Themen, die sich um die Werte-Diskussion, chinesische und afrikanische Beziehungen, die alternde Gesellschaft oder auch globale Führerschaft drehten, auseinanderzusetzen. Ziel war es, in freier Atmosphäre eine fruchtbare Diskussion über globale Herausforderungen zu führen und etwaige Lösungen anzudenken.

Verwaltungsrat nicht informiert

Unter den Referenten war auch Takeshi Niinami, welcher nicht nur Lawson vorsteht und führt, sondern zugleich auch als Berater von Japans Premierminister Shinzo Abe dient und der Delegation angehörte, die vor wenigen Tagen in Buenos Aires die Olympischen Spiele 2020 nach Tokio holte. «Das gibt unserer Wirtschaft, vor allem aber unserem Volk enorme Zuversicht und Selbstvertrauen», so Niinami.

Er selbst ist ein Mann, der weiss, wovon er spricht, denn sein Referat «Leadership challenges in a time of crisis» (Führungsherausforderungen in Krisenzeiten) handelte davon, wie Lawson mit den Folgen der Fukushima-Katastrophe fertig wurde. Denn als am 11. März 2011 die Dreifachkatastrophe mit Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall über Japans Nordosten hereinbrach, sass er im Tokioter Hauptsitz. «Das war so heftig, da wusste ich sofort, dass das kein normales Erdbeben war, und habe unverzüglich das firmeninterne Katastrophenkomitee einberufen.» Den Verwaltungsrat liess er aussen vor. «Wir mussten handeln und nicht die Zeit mit Sitzungen vergeuden», so Niinami.

Zum Handeln gehörte auch, dass Niiname in den Tagen nach der Katastrophe einen Grossteil der für die Franchise-Unternehmen der Region Tokio bestimmten Lebensmittel ins Krisengebiet schickte, während das restliche Japan vom westjapanischen Osaka aus beliefert wurde. Ein, zwei Wochen lang murrten weder die Geschäftsinhaber noch Kunden. Aber als nach drei, vier Wochen die Regale in den Lawsons immer noch leer waren, «gingen zahlreiche Beschwerden bei mir ein. Mehr noch: Wir haben damals viele Kunden verloren, die wir später mit aufwendigen Aktionen wieder zurückgewannen.»

Führung in der Pflicht

Und auch die Aktionäre dürften nicht gross erfreut gewesen sein, dass Niinami mit der Hilfsaktion 100 Millionen Dollar in den Sand setzte. Trotzdem würde Niinami, stünde er wieder von einer ähnlichen Entscheidung, sich wieder für die Hilfsaktion entscheiden, «denn in unserer Corporate Identity ist festgehalten, dass wir uns an solchen Werten wie Solidarität und sozialem Engagement messen lassen. Und wenn sich die oberste Führung nicht daranhält, wer sollte es dann sonst tun?»

Lokales Management

Bei der Bewältigung der Einsätze vor Ort vertraute der Topmanager ganz auf das Fachwissen seiner lokalen Manager vor Ort. «Der Schlüssel zur Bewältigung der Katastrophe war, dass ich meinen Leuten vor Ort Vertrauen schenkte, denn sie wussten besser als ich, was in den betroffenen Gebieten von- nöten war. Dies führte zur Situation, dass ich mit der Regierung in Tokio über Einsätze verhandelte, während gleichzeitig mir mein Generalmanager vor Ort sagte, was ich zu tun hatte.»

Gesellschaftliche Kraft genutzt

Dass er als CEO sich so verhielt, ist für Niiinami «normal», denn schliesslich ging es hier darum, Menschen zu helfen «und nicht darum, mein eigenes Ego zu befriedigen». Mit dem erzielten Resultat ist Niiname zufrieden. «Wir haben unsere gesellschaftliche Kraft als Lawson dazu genützt, um der Gesellschaft zu helfen. Das ist etwas, was mich stolz macht.